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haben und der, von dem du es am wenigsten erwartetest, die meiste? Nein, mit dem hoffenden, tastenden „Vielleicht“, mit dem sich selbst Mut zusprechenden „Wahrscheinlich“ kannst du keinen Tag dir angenehm gestalten. Der Tag will nicht, daß er durch Menschenrechnung und Menschenmeinung regiert werde. Aber du kannst einem finsteren, argen, schweren Tage, einem Tage, der am Morgen so hart und zögernd über deine Schwelle schritt und am Abend dich so einsam läßt, ein einziges Wort entgegenhalten, das ihn zwingt, dir freundlich zu werden; und dieses eine Wort lautet: Jesus ist! Laß die Wellen der Zeit immer höher gehen und deines Lebens Fahrt immer kürzer werden – und sei gewiß, daß, je mehr dein Lebensschifflein dem Gestade sich nähert und je kleiner das Meer noch ist, das dich von der Ewigkeit trennt, desto größere Gefahren und Sorgen sich erheben – aber sei auch gewiß, daß Jesus ist! Der die Tage deines Lebens – nicht von deinem Geburtstage, sondern von deinem Tauftage an rechnet, da er zu dir feierlich gesagt hat: „Du bist mein; denn ich habe dich erlöset“ (Jes. 49, 1), wird nicht einen Tag in Ungewißheit sinken lassen, als ob er außer Jesus sein dürfte und damit dein Unglückstag, ja der Tag deines Verderbens. Er wird es nicht zulassen, daß ein Tag sich ihm entzieht, er, der aus der Ewigkeit für die Zeit, also für jeden Tag, der noch werden soll, gelitten hat. Jeder Tag, der noch kommt, ist ja von dem Herrn bereits durchlebt. Ein einziger ist es, das ist gewiß wahr, der jeden dieser Tage von der ersten Stunde seines Werdens bis zur letzten Stunde seines Abends kennt, erlebt, erlitten, erfahren und durchkostet hat. Über jedem Tage, und wenn es dein Todestag wäre, der vielleicht in diesem Jahre kommt, steht das glorreiche, friedsame, siegesstarke und siegesgewisse: Jesus ist!

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 Das macht uns so traurig und will uns manchmal mit dem tiefsten Herzeleid erfüllen, daß der Trost euch genommen werden soll, daß man Jesum zu den geschichtlich gewesenen Größen zählt,