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es war kein neuer Schöpfungsakt, durch den er ins Leben gelangte, sondern wie wir alle durch mütterliche Vermittlung. Es war sein heiliger Ernst, den Weg, den alles Menschenleben fortan beschreiten mußte, auch zu seiner Menschwerdung zu nehmen. – Das Wort ward Fleisch. Jesus ist deswegen Mensch geworden, weil Mensch sein – Sünder sein heißt und weil Mensch sein Gottes Bild sein heißt. Er ist Mensch geworden, weil die Sünde den Menschen bannt, und er ist deshalb Mensch geworden, weil Gottes Bild, der Gottesplan im Menschen, durch die Sünde zur Karikatur verunehrt wurde. Das war nicht mehr das reine Menschentum, das aus Gottes heiliger Hand froh und frei hervorgegangen war, sondern ein von der Sünde verunehrtes und belastetes. Da hat der Herr Jesus sich erbeten, endlich, endlich das Gottesbild wieder herzustellen; und auf der einen Seite in die Entstellung der Sünde hineingeboren, war er auf der andern Seite vollkommen rein. Als Freier trug er die Fesseln, als Gesunder trug er die Krankheit, als Heiliger trug er die Sünde, während wir als Gebundene und Kranke und Unfreie leiden – das ist der große Unterschied.

 Wenn ihr jetzt euren Kindern die Weihnachtsgeschichte erzählt und es in eueren Herzen ein wenig weihnachtlich aufdämmert und ihr fraget: „wie konnte Gott Mensch werden?“, so sagt es euerem grübelnden Verstand: Gott konnte Mensch werden, weil der Mensch Gottes Bild trägt, weil Gottes Idee im Menschentum verwirklicht ist.

 Und nun laßt mich das dritte heute noch betonen, das uns noch durch manche Stunde beschäftigen und – wills Gott – trösten wird:


III.

 Die Wirklichkeit der Menschwerdung. Unsere alten Väter sind darin nach zwei Richtungen gegangen. Die