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damit er ihm gebiete. Und die Seele wird erst dann froh, wenn sie gebieten kann und die meisten Menschen, die sich noch gar nicht bemüht haben, zu gehorchen, wollen am liebsten befehlen.

 Aber seine Herrlichkeit, ob er gleich ein Herr ist aller Dinge, besteht nicht darin, daß er dich und mich beherrsche, sondern daß er das Gewand des Dieners anlegte, um, mit dem Kleid des Sklaven geschmückt, sagen zu können: „Ich bin unter euch wie ein Diener.“ (Luc. 22, 27.)

 Von der Stunde an, da Gottes Ebenbild und einzig wahres Abbild zum Dienen sich anschickte, gibt es kein herrlicheres Wort für den Glauben und kein ärgerlicheres Wort für den Teufel, als das Wort: Ich diene. Nun stehen die Könige der Erde und legen ihre Kronen nieder und wollen dienen. Nun streifen die Fürstinnen ihre Diademe vom Haupte und schürzen das Gewand zur mühseligen Pilgerfahrt und sprechen: „Ich diene.“ Nun geht ein großer Strom der dienenden Arbeit durch die Welt. Und dieser Strom dienender Arbeit ist Christi Ehr und Verherrlichung. Nun sind nicht mehr die Menschen, die stark sind im Gebieten, die Herren, sondern die Menschen, die im Dienen wetteifern, erobern die Welt. Nun stehen zwei Reihen einander gegenüber: Herrschsucht und Dienstwilligkeit, Könige, die es zu sein wähnen, Könige, die es sind; all die, die von Jesu her das Dienen, Gehorsam bis zum Tode, gelernt haben und von ihm übertragen erhielten, und die, welche mit dem Feinde sprechen: „Alle Reiche und ihre Herrlichkeit gehören dem Herrscher.“

 Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren sei, damit er diene. Wenn in seinem allerheiligsten Leben ein einzigesmal das Herrschen über das Dienen gesiegt hätte, hätte er aufgehört Gott zu sein.

 Seht, Geliebte, das ist der Advent Jesu Christi, das ist die größte Weisheit: Gott dient. Er dient, indem er Regen und Sonnenschein uns gibt, er dient, indem er vor den Gefahren der