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dankbar: „Vom Vater vor aller Zeit geboren.“ „Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, geboren, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Denn wenn er geschaffen wäre, so wäre er der Sünde verfallen. Und wenn er in der Zeit geboren wäre, so wäre er mit der Zeit vergangen. Und wenn er in den Rahmen der Zeit hineingeboren wäre, so wäre er in die Sünde dieser Zeit hineinverkettet. Er ist höher denn alle Himmel und reiner denn alle Sterne und heller als aller Glanz der Erde und größer als alle Größen der Geschichte. Er ist einzigartig, denn er ist Gott. Und dabei ist er doch, aber versteht mich recht, unter Gott. Er ist gleichen Wesens mit Gott, anderes gibt es nicht, und doch ist’s seine Größe, daß er dem Vater sich untergibt, nicht weil er muß, sondern weil er will. Und doch ist es seine Majestät, daß er dem Vater einst alles untergebe, um dann sich selber unter den Vater zu stellen, nicht, weil es so gesetzt ist, sondern weil es ihm Freude ist.


III.
Und zum Dritten seine Herrlichkeit.

 Seine Herrlichkeit besteht nicht zunächst darin, daß er eines Wesens mit dem Vater ist, sondern daß er des Vaters Lieblings- und Liebesgedanken ausführen darf. Daß ich es kurz sage: Die Herrlichkeit des Sohnes ist Dienen. Ihr sagt – und ihr sagt es nicht bloß, sondern ihr übt es: die höchste Herrlichkeit sei Herrschen. Und es ist kein Mensch so klein, kein Kreis so eng und keine Beziehung so dünn, in der nicht ein Mensch herrschen möchte. Ach, wir sehen es manchmal mit einem gewissen, wehmütigen Spott, wie sich schon im Kinde die Herrschsucht regt, und wie der Greis die Herrschsucht nur aufgibt, weil er zu schwach ist, sie zu behaupten. Ihr werdet merken, daß von oben nach unten die Herrschsucht wie eine eherne Kette, mit der alle gebunden sind, geht, und der Geringste unter uns sucht sich jemand, der noch geringer als er sei,