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Entstellung des Gottesbildes, für die furchtbar verzeichnete, durch eigene Schuld verzeichnete Existenz eines Menschentums hat nur Einer sich gewagt und dieser Eine spricht: „ich habe dich erlöset, du bist mein!“ (Jes. 43, 1.)

 Ganz, mit allem, zu allen Stunden, an allen Orten, für den größten Preis erkauft, der je gezahlt wurde. Gott hat sich selbst in den Tod gegeben, damit der Mensch hinfort Gottes sei.


II.

 Und nun zum zweiten. Wenn das der Grund ist, der Grund meiner Aneignung an ihn, meiner Zugehörigkeit zu ihm, so soll ich mich auch in seiner Nachfolge als sein Eigentum beweisen, daß ich sein Eigen sei, ganz sein Eigen.

 Ach, mein Christ, die ganze Passionszeit ruft dir zu: wer regiert deine Gedanken? Und wenn du nicht antworten kannst: bei allen Gedanken – bei den Gedanken, die mein Hauswesen regieren, die meinen Verkehr beherrschen, die meine Umgebung leiten – ist Jesus das maßgebendste, dann laß die Passion ferne sein, dann hast du wenigstens nicht gelogen. Wenn du nicht sagen kannst:

In Herz und Sinn, in Wort und Wesen
Sei Jesus und sonst nichts zu lesen!

dann ist es besser, du meidest das Kreuz.

 Auf daß ich sein eigen sei: zuerst in meiner Gedankenwelt. Alle meine Gedanken zerrinnen und zergehen und verwehen, quälen mich und gehen sinnlos in die Weite und kehren erträgnislos in die Enge zurück, wenn sie nicht von Einem zusammengefaßt und beherrscht, von Einem geleitet und regiert, erfüllt und geheiligt werden. Und dieser Eine ist der Mann am Kreuze. Siehe, du spürst es ja, wie deine Gedanken fliehen und wiederkehren, kommen und forteilen, wie sie dich innerlich zermalmen