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Offenb. 5, 9–13. 
Auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reiche
unter ihm lebe.
 


 Die erste unter den 129 Fragen, welche der Heidelberger Katechismus in sich schließt, lautet: „Was ist dein größter Trost im Leben und Sterben?“ Und die Antwort heißt: „Daß ich im Leben und im Sterben, beides, nach Leib und Seele, nicht mein, sondern meines treuen Heilandes Jesu Christi bin, der mich erlöset hat von der Gewalt des Teufels und vollkömmlich für mich bezahlt hat mit seinem heiligen Blute.“


I.

 Das ist es, was uns tröstet in allerlei Trübsal, und was uns froh macht über allem Schweren, und was uns reich macht, wenn wir nur arm werden wollen, und immer stiller, daß wir ja gar nicht mehr uns selbst angehören. Wer sich selbst angehört, der muß an sich leiden und an sich sterben. Aber ich gehöre mir nicht mehr an, seitdem einer das Eigenrecht an mich erworben und für mich dargezahlt hat, was ich nie hätte zahlen können. Der Grund meiner Christenhoffnung und die eigentliche innerliche Tiefe meines Christenstandes ist: ich bin sein eigen! oder, wie es die lateinische Übersetzung unseres Katechismus ausdrückt: ich gehöre ihm ganz an. Er hat sich, obwohl ich sein eigen war nach der Schöpfung, das ganze Anrecht an mich erworben durch die Erlösung; denn ich war nach der Schöpfung sein eigen, daß er mich verdürbe, und durch die Erlösung bin ich sein eigen geworden, daß er mich errette. Weil ich dem entlaufen war, dem ich doch nie entlaufen kann, und dem entflohen war, der mich doch immer hält, und mich von ihm gewendet hatte; – denn er war mir zuwider und