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Daß ich möchte trostreich prangen
Ist er sonder Trost gehangen.

Das heißt man: er hat mich erworben.

 Ich war umstritten: der Tod auf der einen, die Hölle auf der andern Seite stritten in mir und stritten um mich; ich war umkämpft. Während ich gedankenlos und traumlos hinschlief bei Tag und bei Nacht, umstritten mich und fingen mich die Gewalten der Hölle. Und sie nahmen mich in Besitz und sie gewannen mich. Sie gewannen mich mit ihren Lockungen und Reizungen, mit ihren Schmeicheleien und mit ihren Freuden. Und als sie mich gewonnen hatten, riefen sie: du bist mein! – Nun erst sah ich, wem ich angehörte und wer mich gewonnen hatte: meines Lebens Mörder und meines Daseins Feinde, meines Tages Zerstörer und meines Glückes Räuber. Der hatte mich gewonnen, daß ich seine Triumphe in der Hölle mehrte und daß ich, zu den Scharen der Verdammten gesellt, ihm diente mein Leben lang.

 Und da ich erschrak über solches Los und hinausrief: „ist niemand da, der dem Tod ein Stachel und der Hölle ein Besieger sein soll? Ist niemand da, der dem Starken den Raub, und dem Gewappneten seine Beute nimmt?“ Da trat ein armes, müdes, schwaches, mit Schmach und Hohn, mit Undank und Untreue bedecktes Lamm in die Mitte und bot sich für mich an und gab sich selber preis. Und der Tod schlug seine grausen Fänge in dieses arme Wesen und die Hölle warf sich auf ihn, daß sie ihn zerstörte. Und da er niedergefahren war in die tiefsten Abgründe des Lebens, da ward es ganz stille.

 Aber über ein Kleines hieß es, und aus der Erde Tiefen und den Verließen der Sünde und aus den Ängsten des Todes und aus den schrecklichen Nächten der Hölle drang es hervor und herauf: