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 Statt dessen verwirft er scheinbar ein Werk, das seinem Kommen vorausgehen soll, das Werk der Mission. Wir wissen, daß ehe er kommen wird, allen Völkern auf Erden das Evangelium gepredigt sein muß. Wir glauben, daß ehe er kommt, Israel als Volk sich seinem Herrn zuwenden wird. Wir wissen auch, daß, ehe er kommt, sich zwei ganz bestimmte Weltanschauungen von einander trennen: Die Weltanschauung für ihn und die gegen ihn. Und nun zerstört er scheinbar ein Werk, das seinem Kommen unmittelbar vorhergehen soll, die Heidenmission, und der Halbmond geht blutig groß über Europa auf, und die Schwärmerei des Buddha kommt nach Europa herein und das Kreuz tritt zurück und – der Herr kommt nicht.

 Seht, es ist eine große Gottesgabe, daß man, obwohl der Herr die Zeit zu verlängern scheint, wachend bleibt. Denn er kommt; er kommt vorbereitet, doch für uns wie ein Dieb in der Nacht. Wie ein Dieb tagsüber an den Häusern hinschleicht, eine schwache Stelle ausfindig zu machen, hier ein morsches Fenster bemerkt und sich’s fest einprägt, der die Gewohnheiten der Leute wahrnimmt, wann sie zur Ruhe gehen, wo und wie sie schlafen, um es dann alles bei seinem nächtlichen Einfall zu benützen, so geht Christus jetzt durch die Welt, durch die Weltgeschichte, um die Stellen, da das Weltgebäude zugänglich ist, recht zu erkennen. Wie es in einem der ersten Bücher am Ende des ersten Jahrhunderts heißt: „Christus wird kommen als ein Baumeister und wird den großen Weltenturm einzeln berühren; er wird jeden einzelnen Stein mit dem Hammer seines göttlichen Wortes anfassen und prüfen, ob er ins Gefüge paßt, oder nur lose sitzt.“

 So geht jetzt der Herr durch die Welt, sucht sich die leicht einnehmbaren Stellen, lernt die Gewohnheiten der Völker kennen, und wenn der tiefe Schlaf der Sicherheit auf die Völker sich herabsenkt, wenn der Taumel des Ruhmes und des Weltglückes und