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noch eine kleine Weile, wie die Wolke, von der Sonne goldumsäumt, ihren Herrn und Gebieter emportrug, oder noch besser hinaustrug in das Land der seligen Vollendung. Hier auf Erden ein Knecht, in der Heimat drüben ein Herr. Hier in der armen Herberge ein Fremdling, in dem Reiche der seligen Wirklichkeit der hohe, ewig begnadete Haussohn. Hier auf Erden wie einer, der nur über Nacht bleibt, eilend – denn er hatte keinen Raum in der Herberge und wußte nicht, wo er sein Haupt hinlegte –, zum Danke dafür kehrt er in das Reich ein, da man nicht mehr Raum hat und nicht mehr Zeit kennt und nicht mehr Tage zählt, sondern da man alles in der Vollendung der Unräumlichkeit und Unzeitlichkeit besitzt.

 „Aufgefahren gen Himmel!“ Solange die Gemeinde Jesu auf Erden weilt, sieht sie ihm nach, ihm, der alle Örter der Tiefe und alle Örter des Glanzes, alle Räume der Finsternis und alle Räume des Lichtes durchwaltet und durchzogen hat. Sie weiß es, sie tröstet sich auch damit: kein so finsterer Gedanke wird in den Tiefen der Hölle ausgesonnen und kein so satanisches Wort in der Erfindsamkeit des Feindes erdacht und gesprochen, keine so mächtige Tat vollbracht und ausgewirkt, in die nicht mein Herr und Heiland hinabgestiegen, hinein sich versenkt hätte, um sie in ihrer Gewalt zu zerstören. Sie weiß es: dazu ist Jesus gekommen, daß er die Werke des Teufels zerstöre, ihre Zusammenhänge können mir nichts mehr tun, ihr Aneinandergereihtsein kann mich nicht mehr binden, ihre Gewalt kann mir nichts mehr anhaben: „Jesus ist Sieger!“

 Weißt du, Gemeinde des Herrn, was es heißt: auch die finsterste Finsternis ist von ihm besucht, auch der entlegenste Raum, in dem der Feind heimlich seines Sieges sich freut, ist von ihm erhellt, auch die finstersten Gedankengebilde, an denen der Feind sich berauscht, um Gottes heiliges Werk zu zerstören, sind von ihm innerlich erfahren und erfaßt. Da ist keine Sprache, noch