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Joh. 12, 32. 
Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten
Gottes, des allmächtigen Vaters.
 


 Eine dreifache Erhöhung des Herrn Jesu haben wir in diesen Wochen betrachtet. Die erste: „Wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet werden“ (Joh. 3, 14) – die Erhöhung am Kreuze. Eingetreten in die Vorwochen der Passionszeit, nahe herangekommen wieder an das alljährlich sich verneuende Geheimnis seiner Leiden, hereingezogen in die große Gemeinschaft, die immer wieder sein Kreuz umgibt und an seinem Kreuze sich tröstet, blicken wir, wie dort die Männer, um dem Fluch der Schlange zu entgehen, hinan zu dem, der der Schlange Kopf zertrat, zu dem am Kreuz Erhöhten. Denn wunderbar – in der Stunde, in der sein Leiden den größten Tiefgang nahm, als er verachtet und kaum einem Menschenbilde ähnlich am Kreuze hing, hub seine wahrhaftige und wirkliche Erhöhung an. In der Stunde, in der die Leute ihr Antlitz vor ihm verbargen, hat der Himmel sein Antlitz ihm erschlossen. In der Stunde, da die Erde ihm die Wohnung verweigerte, hat der Himmel ihm seine Pforten aufgetan.

Am Kreuz du hangest angehaft’,
Die Erd’ bewegest du mit Kraft.

 Wir wissen, in der Stunde, da seine tiefste Erniedrigung der Welt sich offenbarte, begann seine Erhöhung. Und wer ein wenig sich in der Heiligen Schrift auskennt, weiß, wie er selbst – Matth. 22 – von seinem eigenen Leiden spricht und dabei die Worte aus Psalm 110: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dich deine Feinde zum Schemel deiner Füße