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fahren! Wenn Christus nicht auferstanden ist, so sind die, welche mit dem toten Christus lebten und in ihm entschliefen, verloren.

 Und endlich: ist Christus nicht auferstanden, so ist alles, das ganze Leben, das ganze Dasein vorbei. Seht, wenn er im Tode blieb, dann ist unser ganzes Dasein zwecklos. Wir arbeiten – ich weiß nicht, wofür; wir heiligen uns – ich weiß nicht, wozu; wir leben, – ich weiß nicht, warum; wir enthalten uns der fleischlichen Lüste – wir sind Toren, daß wir uns so einschränken, es gibt ja doch keine Ewigkeit. Die ganze Welt, die ganze, große, reiche Welt mit dieser Fülle von Gedanken, mit diesem wonnesamen Schatz von Schönem, Großem und Edlem, zerstiebt wie die Seifenblase, die dem Kinde enteilt – in ihrer Farbe spiegelt sich noch eine Zeitlang die Sonne, und dann zerrinnt und zerflattert sie. Das ist dann kein Leben gewesen. Und über dem großen Massengrab, Welt genannt, über der großen Eiszeit, daß ich so sage, die dann beginnt, da alles Leben erfriert und alle Liebe erstarrt und alles Denken zerrinnt, über diese großen Trümmer- und Eisfelder, über diese unabsehbare Wüste ewigen Schnees und furchtbaren Winters spricht eine Stimme: „Eitelkeit der Eitelkeiten – alles ist eitel.“ (Pred. 2.) Und dann ist auch diese Klage eitel, und das Ganze löst sich in ein Nichts auf, und um dieses Nichts hat die Welt viel tausend Jahre gerungen.

 Aber, „gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten ist im Himmel.“ (1. Petr. 1, 3.) Solche Töne höre ich im Staube, sie treffen mein Ohr und Herz und trösten mich auf Erden, solche Wahrheiten ziehen durch leidvolle Herzen. Er spricht: „weine nicht; denn es hat überwunden der Löwe aus dem Stamme Juda.“ (Off. 5, 5.)