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Säule ans Grab, oder die abgebrochene Rose, oder, noch besser, errichtet einen großen, die ganze Welt mit Zwang einigenden Feuerofen! Ist Christus nicht auferstanden, so sind die Tausende, die wir damit getröstet haben: „Du bist nicht tot, er wird dich auferwecken am Jüngsten Tage,“ verloren. Sie haben sich ja alle mit ihrem letzten Seufzer einem Toten verlobt. Sie haben, als der letzte Lebensgang anzutreten war, sich an das Gewand eines Selbsttoten gehängt, die Toren und ihre Verführer, die da predigen: „Jesus lebt“ – und er ist doch noch im Grabe.

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 Ja, das sind große, schwere, erdrückende Gedanken, die den Tag unerträglicher machen als die Nacht, und die den Schlaf als die einzige Weisheit des Lebens erscheinen lassen. Wenn er nicht auferstanden ist, so sind alle, die sich an seine Auferstehung hielten, verloren. Und während wir bei den Lieben, die wir begraben haben, unwillkürlich an ihr Fortleben denken, vielleicht nur zu viel, vielleicht zu sehr uns mit einem Wiedersehen trösten – Wiedersehen ist nicht immer erfreulich, es ist oft auch Enttäuschung –, während wir am Sarge unserer Geliebten, wenn das Grab sich über ihnen schließt, unwillkürlich sagen: über ein Kleines und ich werde dich Wiedersehen, und mein Herz wird sich freuen, müßten wir, so wir wahr und aufrichtig sein wollen, sagen: es ist ja vorüber; der teure Vater, die geliebte Mutter sind gewesen und nimmermehr. Und wenn ich noch so sehr über die Gefilde der Seligen mich freue und noch so sinnige Blumen auf die geliebten Hügel pflanze und sie noch so poetisch mit Kranz und Schmuck umziere, deswegen bleibt das Grab doch geschlossen. Der Tod ist gewaltiger als das Leben, und die Unseren sind uns genommen für immer. Für immer – du kannst deine Lieben nicht mehr um Verzeihung bitten, kannst ihnen nicht mehr sagen, wie ihr Heimgang für dich ein Lebenseingang geworden ist, kannst ihnen nimmer erzählen, was sie dir jetzt geworden sind, da sie nicht mehr neben dir wandeln. Es ist vorüber, laß alle Hoffnung