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glauben, das kann ich nicht!“ Aber als du ein Kind warst, da lehrte dich die Mutter die Hände falten und lehrte dich Gebete, und du faltetest immer wieder, heranwachsend, deine Hände. Deine Lehrer, insoweit sie ihrer Pflicht eingedenk waren, machten’s dir zur Pflicht, und ließen’s nicht bloß geschehen; dann kam dein Konfirmandenunterricht, da wurdest du erst recht unterwiesen, deine Hände zum Gekreuzigten zu falten und zum Auferstandenen zu beten, zu beten zu ihm! Und als du älter wurdest, vielleicht am Traualtar, am Sarge eines geliebten Kindes, am Tauftag deines Erstgeborenen vernahmst du und sprachst vielleicht mit: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – und war alles nur Schein! Wer tauft denn ein Kindlein auf einen Toten? Wer setzt denn ein junges Leben in Beziehung mit einem Toten? Meine Gemeinde, wenn du das bedenkst, dann merkst und ahnst du etwas von dem, was es heißt, die Auferstehung Jesu leugnen. Das heißt nicht, den Glauben zurückstellen, modern sein, das heißt nicht, wissenschaftlich sein – denn Wissenschaft betrügt – sondern es heißt, den Glauben wissentlich, geflissentlich zerstören, zerpflücken, zerwerfen. „Ist Christus nicht auferstanden“, sagt der Apostel, so „ist euer Glaube eitel“ (1. Kor. 15, 17), das ist gewiß. Dann haben wir uns, bald 1900 Jahre, mit einem Artikel getröstet, der nichts war, und haben unsern Glauben auf eine Tatsache gegründet, die vor dem klaren, vernichtenden Auge der Wissenschaft zerfällt. 1800 Jahre lang ist der Glaube betört, und der Gläubige betrogen worden; denn an einen Toten, der vielleicht in der Ewigkeit noch weiterlebt, aber doch nicht die Kraft hat, sich das Leben zu erwirken, glaubt man nicht. Ich glaube nur an einen, der des Todes Gewalt hat; denn der muß mir von der Kraft des Todes helfen.

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 Und ein Drittes: ist Christus nicht auferstanden, so sind wir noch in unsern Sünden und alle, die in Christo entschliefen, sind verloren.