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2. Kor. 15. 
Am dritten Tage wieder auferstanden von den
Toten.
 


 Wir treten heute an die Betrachtung der großen, das ganze Leben des Herrn Jesu beherrschenden Tatsache heran: am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten. Wie der dritte Glaubensartikel mit dem Worte schließt: ich glaube eine Auferstehung des Fleisches, und mit diesem Bekenntnis sich eng an all das anklammert, was eben nicht schaubar und begreiflich, sondern rein ein Gegenstand des Glaubens ist, so schließt der zweite Glaubensartikel mit dem größten Geheimnis: daß man tot gewesen sein muß, um leben zu können, daß man in der Nacht gewesen sein muß, um des Lichtes mächtig zu sein, daß man die Schrecken der Hölle durchkostet haben muß, sie durchlitten und erfahren und erlebt, um die Freude der Heimat vollkommen zu genießen. Jesus Christus, gekreuzigt in der Schwachheit, verlassen von der Kraft, einsam, von seinem Vater dem Tod, der Sünde und Hölle ausgeantwortet, ohne Hilfe und Heil, ohne Leben und Licht, ohne Trost und Rettung, ward ins Grab gesenkt. Und über dem geschlossenen Grabe triumphierte alles, was widergöttlich ist, und an dem verriegelten Grabe jauchzte alles, was wider die Wahrheit ist; und am Todestage des Herrn erlöschten alle Lichter, und alle Sterne erbleichten. Aber die Wahrheit ist eben doch stärker als die Lüge, und die Liebe ist doch größer als der Tod, das Licht ist doch reicher als die Finsternis der Nacht, und das Leben muß triumphieren, wenn es anders Leben ist.


I.

 „Am dritten Tage,“ sagt die Kirche, um nur ihre Gedanken irgendwie in das Geheimnis des Todes zu versenken, weil sie