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umherirrende Welt lauschen möge; Vater, ich will. Über dem teuer Erkauften, treu Bewahrten (V. 12), an das er Leben und Ehre gesetzt hat, gilt nur sein Wille, der als Wunsch zum Vater kehrt, daß was alles in Einheit des Gedankens zur Einigung im Wesen ihm der Vater gab, bei ihm in der Heimat sein möge, damit die Seinen ihren geliebten Herrn, dessen Niedrigkeit ihnen das Herz gewonnen und zugleich mit tiefem Mitleid erfüllt hat, in der ihm gebührenden Herrlichkeit sehen mögen, sich zum größten und seligsten Troste: denn seine Verklärung ist ihre Klarheit und seine Ehrung ihre Seligkeit.

 So gewiß die Substanz des ewigen Lebens die gläubige Erkenntnis Gottes und seines Christus ist, so gewiß ist die Krone des Lebens die schauende Gemeinschaft, die fruitio sine fine.

 Es ist ausgleichende Gerechtigkeit, einmal daß die Armen, welche den Todesleib an Jesum geliehen haben, von ihm den Herrlichkeitsleib als Gegengabe empfangen, der darstellen kann, wie der Menschenleib eigentlich war, in dem, wie er durch das letzte Werde! geworden ist. Zum andern, daß die Kreuzgemeinde, welche um Jesu willen verfolgt wird den ganzen Tag, in die Freudengemeinschaft versetzt werde, welche in Christo Jesu, unsrem Herrn uns mit dem Urgrund ewiger Schönheit verbindet.

 Alle Zweifel schlägt dies übermächtige: Ich will – trotzig zu Boden. Mögen sie in einer verblaßten Ideologie die Seligkeit als unpersönliche, spiritualistische auffassen – Jesus will – da schweigen Bedenken, Klagen und Sorgen: er wird alle Dinge mit seinem, mit diesem allmächtigen Wort tragen, heben und erretten.

 Und das Ziel der Gotteswege ist Leiblichkeit, ist Realität. Die Herrlichkeit Jesu ist Selbstverklärung, Menschheitsverklärung, Weltverklärung.

 Wenn alles Gebet erhört und das priesterliche Amt vollendet sein wird, dann wird er zum König werden, dessen Leidenszeichen ganz licht und dessen Herrscherwille ganz und völlig erfüllt werden wird, dann wird in jeder Menschenseele, die sich hat heimbringen, an jeder, die sich im Widerstand hat verfestigen lassen, Sein Bild dort in rettender, hier in richtender Majestät überstrahlen. Und diese Strahlen werden den Leib der Verklärten weben, den der Verworfnen gestalten, hier als Karikatur, dort als Ebenbild. Dann wird die Welt im Anblick der Herrlichkeit ausbrechen, ihre Grenzen weiten und ihre Gestalt verneuen dürfen. Die Sprache hat für Unaussprechliches noch kein Wort, und ihre Bilder rühren kaum an den Saum der seligsten Wirklichkeit.

 Über das Weh des Scheidens, dessen mächtige Tiefen ihn bald umfangen werden, hebt der Herr seine Seele machtvoll und sehnsüchtig empor, indem er den Verwaisten die Hoffnung ins Herz gibt. Spes est res.