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 Wo durch die zerrissene Welt die Glocken des heiligen Frühlings läuten, der mit Christo auf die Erde gekommen ist, Glocken, deren Schall die Gemeinde immer wieder ein Herz und eine Seele sein lassen will, da kehrt die große Verteidigung Christi ein, dessen Ehre die Einigkeit der Erlösten und die Schönheit des seiner froh gewordenen Lebens ist.

 So kehrt der Gedanke des Herrn von den Jüngern und ihrer Gemeinde wieder zur Welt zurück, ob sie nicht doch auch dieser Gemeinde sich anschließen werde. Soweit sie über dem Pfingstwunder ehrfürchtig staunend steht, hat sie Verlangen. Das Verlangen aber hat die Verheißung: Ich will Ströme auf das Durstige gießen. Und dies alles durch den gottgesandten Jesus.

 An dem Umstande aber, daß Gott in dem Sohne und um seinetwillen Sünder begnadet und Begnadete liebt, soll die Hoffnung der Welt Halt haben: das ist auch mir geschrieben.

 Klingt nicht durch dieses Jesuswort Hoffnung auf Eine Herde aus allerlei Volk, nicht auf Erfüllung schwärmerischer Träume, die einem Naturprozesse verdanken wollen, was nur Gnade wirkt, und eine endliche Heimkehr alles Erschaffenen wähnen, wobei die heimholende Liebe zur Schwachheit würde, die andren und sich selbst nicht genügt, sondern die starke, treue Hoffnung, daß wenn die Welt erkenne, sie bekenne, bereue, einkehre, umkehre? Wo aber Umkehr ist, da hebt die Heimkehr an.


Vater, ich will, daß wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast.

 „Das ist das letzte, aber tröstliche Stück in diesem Gebete, für alle, die an Christo hangen, daß wir gewiß und sicher sein, was wir endlich zu hoffen haben, wo wir Ruhe finden und bleiben sollen, weil wir hier in der Welt elend, verstoßen und keine bleibende Stätte haben.“ So Luther.

 Wie die letzten Sonntage des Kirchenjahres nach der Satzung lutherischer Reformation von dem Ernst und dem Frieden der letzten Dinge reden, bald mit dem tiefen Ton der Abendglocke, bald mit dem hellen und frohen des Morgengeläutes, mit der stillen Ergebung, weil es nun Abend worden ist, mit dem frohen Morgengruß der Ewigkeit entgegen, so endet unser Herr, sein eignes Herz tröstend zum schwersten Gang auf dem Wege der Gottesgebote, das Gebet mit der majestätischen Forderung, zu der ihm der zweite Psalm das Recht gibt: Heische von mir, und ich will dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum – Vater, ich will –. Der seinen Willen stets in dem des Vaters fand, weiß, daß der Vater den seinen mit dem des Sohnes eint, und darum spricht er, daß die erschreckten und betrübten Jünger aufjauchzen und die heimatlos