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Sprachenverwirrung, die Folge der Selbstliebe, Uneinigkeit erregte und bewahrte, sondern um Jesum geschlossen, seines Wortes kundig und begehrend: diese alle hier versammelt kommen zu ihm. Ihre Einheit hat Urbild und Ausreifung in der heiligen Einheit, die den Vater und Herrn der Sendung mit dem Sohne, dem Knechte und Boten verbindet. In dem Sohne ist der Vater verklärt, im Vater der Sohn geehrt, in der Arbeit des Sohnes lebt der Gedanke des Vaters, in den Gedanken des Vaters lebt die Freude des Sohnes. Nicht werden Vater und Sohn ineinander aufgehen, des einen Selbständigkeit ist des andern Leben. Aber Eines sind sie bei aller Verschiedenheit, ein einheitliches Denken, Wollen und Wirken verbindet sie.

 Einigungen, welche Nebensächliches zusammenschließen, weil sie im Hauptsächlichen nicht zusammenkommen können oder in Hauptsachen Zwang ausüben, damit sie zu nebensächlicher Einheit gelangen, Vereinigungen, die das geschichtlich Gewordne, die Sonderausprägung des Einen Gottesgedankens übersehen wollen, müssen an dieser Ungeschichtlichkeit scheitern.

 Es gibt aber eine weit über Grenzen und Marken gehende Einheit von Jüngern Jesu auf Grund der einen Erfahrung, daß Sünde durch Gnade aufgehoben und in Frieden gewandelt wird.

 So ist zur rechten Einheit Vorbedingung die Einstimmigkeit des Jüngersinns, der Jüngererkenntnis und Einheit des ihr sich verdankenden Werkes. Jesus bittet darum; je größer die Wirren und je gewaltiger die Irrtümer werden, desto näher tritt die Erfüllung seiner Bitte, denn dann treten fernste Geschlechter mit dem der Gegenwart, entlegenste Völker mit den uns benachbarten, Stammes- und Standesunterschiede, Bildungs- und Erfahrungsverschiedenheiten in dem Schöpfungs- und Erlösungsgedanken, welch beiden sie entstammen, innerlich zusammen. Von einem Blute abstammend, von einem Blute erlöst sind sie in Gott durch Jesum Christum Eines göttlichen Geschlechts.


Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eines sind.

 Jesus hat den Jüngern den Namen Gottes in seiner Herrlichkeit geoffenbart, die nirgends größer ist als im Vaternamen, er hat sie in das Vaterherz Einblick tun lassen, dessen einziger Gedanke die Menschheit und ihre Not, der Menschensohn und das in ihm ruhende Heil ist. Die Jünger haben die Betenden den Vaternamen gelehrt und sie ihrerseits zu dem geführt, von dem Vatersinn, Vaterart und -treue Ursprung und Segen hat.

 So hat sich eine Gemeinde von Gotteskindern, in dem Sohne und durch ihn erworben, um Gott geschart, daß er sie als die Seinen erkenne und bewahre. Nur Ein Name, aber ein alles erfüllender,