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versuchungsweise und gefahrvolle Welt sandte, ohne andern Stab als den verlässigsten des Gottesworts, ohne Gabe als die des Schutzes von oben, ohne Gnade als die des willigen Gehorsams und des heiligen Mutes, so sendet Jesus die Seinen in die Welt.

 Sie müssen sich nicht senden lassen: ihre Wahl und Wille ist es, wenn sie sprechen: Hier bin ich, sende mich. Wenn sie aber einmal dieses Wort ausgesprochen haben, dann müssen sie ihm, wohin er sie gehen heißt, folgen. Jesus redet nicht von einer sonnenbeglänzten, freudenreichen Welt, in der Sendung und Dienst eitel Freude wäre, weiß nichts von raschen und leichten Erfolgen, die alle kühnsten Erwartungen übertreffen, redet aber auch nicht von einer verlornen und verdammten Welt, an die Mühe und Arbeit nur verschwendet, nicht angewendet sind. Schon der Umstand, daß er sendet, wie er gesandt ward, kann die Jünger trösten und ermutigen, muß sie freilich auch beschämen und ins Gebet treiben.

 Gesandt sind sie, nicht gegangen nach Willkür und aufs Geratewohl. So wird, der sie sandte, mit ihnen sein. Er hat die Verantwortung für seine Sendlinge übernommen und wird sie nicht täuschen. Sie gehen auf betretenen Wegen, weil sie die Bahnen beschreiten, die Jesus mit heiligem Gehorsam gebrochen hat. Überall werden sie an seinen Vorgang erinnert und an sein Wort gemahnt. Was sie ängstet, das ängstete ihn auch, jede Last hat er vor ihnen getragen, um sie die Seinen nennen zu können, und jedem Joche hat er sich unterstellt, um über sein Joch rühmen zu können, es sei sanft.

 Ich sende euch – das ist Mut und Tat des Trostes, entbindet von ängstlichen Fragen, befreit von quälenden Sorgen. Ein Apostel weiß sich durch den Befehl seines Herrn gedeckt und in dessen Wissen vor Not und Gefahr geborgen.

 Aber beschämend und tief demütigend ist die durch Jesu Wort hervorgerufene und veranlaßte Vergleichung des eignen Tuns mit dem des großen Apostels Jesu Christi. Von ihm bevollmächtigt, mit seinen im Amte erprobten Gaben ausgerüstet und gestärkt, auf seinen Vorgang gestützt tritt der Jünger die Sendung an: wie wenig entspricht er dem Vertrauen seines Herrn und wie wenig denkt er daran, ihm zu entsprechen!

 Wenn er Lust hat mit den Seinen zu hadern, so können sie ihm auf tausend nicht eines antworten. Er aber fragt nur um Treue und Sorgfalt, um den Ernst und die Eifrigkeit in Ausrichtung des Amtes. Und auf diese einzige Frage muß jeder erröten und bitten: Laß mich deinen Knecht bleiben, so will ich mich zu dir halten und nach dir.


Ich heilige mich selbst für sie, auf das auch sie geheiligt seien in (der) Wahrheit.

 Mit diesem Worte hat der Hohepriester das Geheimnis aufgezeigt, in dem seine Tätigkeit die Höhe erreicht, das Opfer seines