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Dieweil ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, die (den) du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt und ist keiner von ihnen verloren, ohne das verlorne Kind, daß die Schrift erfüllt würde.

 Was anders soll und kann der Vater tun als was der Sohn während seiner Lehr- und Leidenszeit getan hat? Es war die unscheinbare und doch selige Arbeit, daß er die Jünger erhielt und bewahrte, schützte und stärkte mit und in dem Namen Gottes. Es war Jesu heiliges und inniges Anliegen, die Seinen ganz in das Friedensglück einzuführen, einzugründen, das ihm der Vater von Anbeginn der Welt und nach seinem Eintritt in die Welt gegeben und gegönnt hatte, die Umschattung durch den Namen, das Wesen und Wirken Gottes. Von Ur an hat der Vater den Sohn in dieses feste, lichte, hohe Schloß seines Namens eingeladen. Der Gerechte eilte dahin und ward beschirmt. Darum kennt niemand den Vater denn nur der Sohn, kennt ihn in seinen fernsten, liebt ihn in seinen heiligsten, findet ihn in seinen verborgensten Gedanken.

 Allein wem der Sohn es offenbaren will, was die große Gnade seines Lebens ist, da Gottes Name über seiner Hütte stund, der ahnt von dem Reichtum und will ihn kennen lernen, indem er aus der Fülle Gnade um Gnade nimmt.

 Was also Jesus den Jüngern widerfahren ließ, da er sie beim Preise des Vaters und im Besitze des Vaternamens bewahrte und vor dem Feinde bewahrte und hütete, daß der Arge sie nicht antasten konnte, das soll nun der Vater, damit der Sohn getrost aus der Unmittelbarkeit der Erdenberührung mit den Seinen scheiden, und den Seinen nichts abgehen möge, seinesteils gewähren: Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe in allem Guten. Das zwiefache Gut und Teil, das die Treue darbietet, Mehrung des Besitzes und Behütung der Besitzer, soll den Jüngern und der von ihnen zu erhoffenden und zu gewinnenden Gemeinde bleiben.

 Dann wird dem Glauben Stärkung, dem Gebete Erhörung, dem Ringen der Sieg, dem Kampfe der Lohn. Und kein Einwohner in Gottes Schloß und Gut soll sagen: Ich bin schwach.

 Wenn aber doch einer verloren geht, wie Jesus den Ungenannten verlor, den Verräter, dessen Namen auszusprechen er sich scheut, so trifft den Vater so wenig Schuld als Jesus sich an dem Verderben des Jüngers schuldig bekennen muß, den er, ihn an sich in lauterer Güte zu ziehen, erwählt, den er gewarnt und umhegt, für den er treulich gebetet hat.

 Der Sohn des Verderbens, nicht das verlorne Kind, wie Luther mehr sinnig als richtig, mehr hoffend als verurteilend übersetzt, hat mit den Fluchmächten der Hölle einen Bund gemacht, daß der von ihm gewichene finstre Geist nach langer Irrfahrt mit sieben Geistern, die ärger waren als er, zurückkehrte und ihn völlig besiegte. Das