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und ausgeführt wird, aber auch seines eignen Werks, das er im Heimatlande ganz ausgestalten will.

 Alles, was mein ist – wie königlich groß ist Blick und Wort, die weit gehen und die Weite umfassen, das ist dein, so hebt das priesterlich opfernde Wort an. König, Herr sein ist ihm auch in dem Himmel nicht Raub, den er ängstlich und enge an sich halten müßte und wollte, sondern er hat alles, um es dem Vater zu geben, und gewinnt alles, um es dem zurückzuerstatten, von dem alle Dinge sind. Erst in diesem Lichte gewinnt das Seine für ihn Wert.

 Opfernd und gelobend, darbietend und verheißend naht er dem Vater: das ist des Gebens Kraft. Danksagend und vertrauend nimmt er aus des Vaters Hand alle späteren Erfolge: das ist des Opfers Lohn. Alles, was dein ist, das ist mein. Lebensfülle, die vom Vater kommt, geht auf den Sohn über, das Sprießen der Saat und die Reise zur Ernte, die große Schar und das edle Volk, die ihm der Vater gab, die Wolke von Zeugen, die auf das väterliche Geheiß Jesum umgibt, das alles ist des Vaters, und überkommt von ihm der Sohn. Für jede Gabe an den Vater dankt dieser mit neuer, jede zu ihm zurückströmende Kraft vergilt und ersetzt er mit neuer, Engel Gottes steigen empfangend hinauf und gewährend herab. Im Geben schließen der Sohn und der Vater sich zusammen, es ist ein heiliger Wetteifer der Liebe, und ihr Objekt ist Menschtum und Menschenseele.

 So kann der Herr, der um Verklärung bittet, wie und weil er den Vater verklärt hat (v. 1. v. 4), vorschauend rühmen: daß er an und in den getreu bewahrenden, recht erkennenden und freudig bekennenden Jüngern ein Stück der früheren Herrlichkeit gefunden hat (2. Kor. 3, 18). In jeden Jünger hat Jesus sein eignes Bild hineingelegt, aus jedem es sich herausgestalten lassen, die Schöpferidee ringt darnach, dem schöpferischen Ideale nahe zu kommen. Weil so aus dem wankelmütigen Simon der Mann des Felsens und aus dem stürmischen Johannes der Jünger, den Jesus lieb hatte, aus dem Lästerer Saulus der Bekennerapostel herausgebildet ward, preisen die Meisterwerke den Künstler und nötigen Jesum, für sie zu beten und den Vater, an ihnen Jesu wohlzutun, dessen Bild er an ihnen ehrt.


Und ich bin nicht mehr in der Welt. Sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir.

 So ist der erste Grund zur Fürbitte für die Jüngergemeinde, die jetzige und die kommende, das an ihnen Erreichte. Der andere aber ist das noch an ihnen zu Erreichende. Ich bin nicht mehr in der Welt. Hoffnung auf die für ihn bereite Herrlichkeit, auf die Wiedergewinnung der einstigen Klarheit, die bereichert und vergrößert ihm wird zurückerstattet werden, läßt den Herrn an den