Seite:Hermann von Bezzel - Betrachtungen über das Hohepriesterliche Gebet.pdf/25

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und leistet, er wird nicht lassen, wofür er betet. So ist die Kirche nicht allein, ihre Diener sind nicht verwaist, der Erzhirte verläßt seine Knechte nicht. Er trägt alle ihre Dinge mit dem allmächtigen Worte seiner Fürbitte, dem das väterliche Ja zur Seite steht, und rettet seine Sache durch alle Not, Angst und Gefahr, daß sie völlig werde, was sie ist.

 Treue, Reichtum, der Kraft und heilige Einfachheit sprechen zu uns. Ein seiner Sache und ihres Sieges minder zuversichtlich gewisser Meister hätte dem Werke und denen, die an ihm stehen, bei seinem Scheiden größere und stärkere Verheißungen gegeben, gleichsam um sich selbst den Mut zu stärken. Jesus sagt mit der stillen Selbstverständlichkeit des endlichen und entscheidenden Sieges nichts als: Ich bitte für sie.

 Wenn ihm das genügt, so muß es uns recht und kann uns genug sein. Wir aber schämen uns all der Beschlüsse und Versprüche, aller großtönenden Projekte und weitragenden Verträge, aller Kirchenbaupläne, die alles in Rechnung stellen, nur das Wichtigste nicht, und lassen uns an der Gnade der alles begreifenden und umschließenden Fürbitte genügen, die zum Siege führt.

 Jesu Zusage hält an und hält aus, ist Gabe und Kraft. Jesu Gebet ist erhört, Tat und Geschichte.

 Das Werk seiner Hände läßt er nicht –, läßt ihn nicht, bis es vollendet ist.


Ich bitte nicht für die Welt.

 Für die Jünger das Gebet, für die Welt die Tränen (Luk. 19, 41). Niemand lasse sich dies befremden. Für eine Welt, die sich retten lassen will, weil sie als ungöttlich und ungeistlich sich findet und erkennt, für die Menge derer, die wirklich unzufrieden sind, bittet Jesus. Sie alle sind ihm Gegenstand werbender Seelsorge und darum wagemutiger Fürbitte. Aber, um recht zu sagen, wenn die Welt sich erkennen und verurteilen würde, hörte sie auf, Welt zu sein. Und wenn ein Weltmensch an sich schwer trägt, ist er noch in der Welt, nicht mehr aber von ihr.

 Aber die Liebe des fürbittenden Herrn, der die geringste Blume am Wege von der Welt in die Heimat nicht übersieht, würde verächtliche Schwachheit, wenn sie Dornen und Disteln als gleichwertig mit den Pflanzen ansehen wollte, die der himmlische Vater gepflanzt hat. Wundersame Treue des Gärtners, die das Unkraut nicht in Bündlein sammelt, daß man es verbrenne, sondern eifrig hegt und sorgsam pflegt, daß es den Blumen Saft und Kraft entziehe. Seelsorge Jesu, die das Gottgewisse und das Gottwidrige mit gleicher Liebe umfaßte, würde von diesem verlacht, von jenem zurückgewiesen, denn diese Fürsorge wäre der Tod.

 Darum ist die Liebe nicht sowohl im Bunde mit der Heiligkeit als sie diese selbst ist, eine heilige Liebe, die nicht für das beten kann,