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Nun aber weiß sie, daß ihr nie weggeworfenes Vertrauen, die größte Voraussetzung, die der Mensch dem Worte gegenüber haben kann und muß, seine große Belohnung hat. Nun hat sie durch ihre Treue, mit der sie alle Fragen niederschlug und in „erwogenem“ Glauben bestand, eine feste gewisse Zuversicht erhalten, daß jedes Wort Jesu göttlich klar, fest und treu sei, ohne Abzug zu nehmen, ohne Einschränkung zu verstehen, für jede Zeit gültig und für alle Verhältnisse diensam, aber auch verbindlich, weil es aus der Ewigkeit, die Zeit und Zeitliches überdauert und aus der über den Wandel der Dinge erhabenen Fehllosigkeit stammt.

 Nicht nur aber die Worte Jesu sind dem Vertrauen als göttlichen Gehaltes teilhaftig und voll gewiß geworden, sondern alle seine Kräfte und Zeichen, Taten und Zeugnisse: alles, was ihm der Vater gegeben hat, will und kann, soll und darf seinen Ursprung nicht verleugnen und wiederum will Gott zu ihm sich bekennen. Ob Jesus das scheinbar geringste Zeichen tat, als er Wasser zu Wein erhob und mit Erdenspeise die Hungernden sättigte oder ob er Sünde vergab und Schächern verzieh – Alles erweist und bewährt seinen Ursprung von dem heiligen und allmächtigen Gott. Jesus tut nichts aus Eigenem, ob er’s gleich könnte, sondern was er sieht den Vater tun, dasselbige tut gleich auch der Sohn (Joh. 5, 19). Wie und was der Vater wirkt, so wirkt der Sohn, eins mit dem Vater und frei in ihm.

 Diese Erkenntnis bildet den reichsten Ertrag eines Jüngerlebens. Es tut Einblicke in die geheimnisvollen Zusammenhänge, die alle ihm zugute kommen und stärkt sich selbst durch solche Blicke. Des Vaters Wille – das Wirken des Sohnes, das Werk des Sohnes – die Kraft des Vaters, und all dieses für ein Menschenleben!

 Nun also ist ihnen Jesus göttliche Autorität geworden, wert geglaubt zu werden und alles Gehorsams würdig. Was er euch sagt, das tut.

 Jünger sind Knechte nach seinem Entscheid, Freunde Jesu durch diesen Entscheid, ihm zugetan, weil er sie in sein Leben einschauen ließ und ihr Leben ganz ertrug.

 Wie groß ist die Wechselwirkung von Gehorsam und Glauben! Beides erfordert einander, eines ist der Lohn des andern. Wer glaubt, gehorcht leicht. Wer gehorcht, der glaubt immer froher. So ist das „Nun“ in Jesu Munde für jede Seele, der es gilt, Wendepunkt ihrer Geschichte.


Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; und sie habens angenommen und erkannt wahrhaftig, daß ich von dir ausgegangen bin, und glauben, daß du mich gesandt hast.

 Zwei Lobsprüche des Wahrhaftigen schmücken die Jüngergemeinde (vgl. Offb. 3, 8), daß sie das Wort annahm und bewahrte. Weit entfernt gegen das Wort Jesu Mißtrauen zu hegen, weil es ein