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Himmelreich tüchtig, also daß der Seinen Bitte immer dahingeht: Nimm mich mir, nimm mir, was mich trennt von dir, gib mir, was mich führt zu dir. Dann will ich der Welt trotzen und ihr dadurch dienen, sie verleugnen, und dadurch lieben, sie meiden und also für sie sorgen.


Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort behalten.

 Dein waren sie. Auf Grund der natürlichen Herkunft, die auch in den menschlichen Potenzen und neben ihnen göttlicher Art ist, gehörten die Jünger Jesu dem Vater an, der sie nicht aus seiner Hand läßt und nicht aus den Augen verliert. Das ist ein gnadenvoller Einblick in Geheimnisse, von denen unser Leben abhängt. Nun wissen wir aus dem Munde des Wahrhaftigen, wie enge schon die Schöpfungstatsache das Einzelleben an Gott bindet. Je einfacher diese Wahrheit ist, desto leichter entschwindet sie dem, der die Grundlagen des Innenlebens vergessend immer über den tiefsten Geheimnissen sinnt.

 So steht es fest und bleibt gewiß, daß der Mensch Gottes ist von, ja vor dem Tage, da er das Licht der Welt erblickte.

 Aber freilich, auf solchen Grundlagen bauen sich die innigeren Beziehungen auf. Der die Seinen nicht wie die Fische im Meere gehen läßt, hat mit jeder Menschenseele bestimmte Gedanken, wo sie dem Ganzen und in ihm dienen sollen, daß sie Lücken ausfüllen, die Gott um ihretwillen aufgetan hat, und Pflichten erfüllen, die niemand einlösen kann als eben der, dem sie zugewiesen sind.

 So hat jeder Mensch einen Kreis, den er vorfindet, und ist bestimmt, einen neuen zu bilden. Wie arm war der Kreis, in den Gott einen Matthäus hat hineingeboren werden lassen, wie mächtig und gewaltig sind die Kreise, die er durch sein Evangelium über die ganze Welt gezogen hat. Sie waren dein nach dem Schöpfungsbestand und nach den Gedanken deiner Regierung. Und nun hast du sie mir gegeben. Also benennt Jesus seine Jünger; sie sind Gaben von Gott, anvertraute Güter, die der Vater dem Sohne befohlen und geliehen hat. Über jeden einzelnen der Seinen geht des Vaters Wille, Wunsch und Wort an den Sohn; mache ihn frei, daß er mir ganz gehöre, nimm seine Sünde auf dich, daß ich mich ganz in ihm finde, löse ihn ganz von sich und binde ihn ganz an mich.

 Wie groß ist nach vollbrachter Mühe und Arbeit der Dank des Sohnes an den treuen Vater, der Dank aber ist überwältigend und beschämend für die, um deren willen er ausgesprochen wird. Nicht für das Geleite der Engel noch für den Dienst der Heiligen dankt der Sohn, sondern für uns Arme, die der Vater ihm gegönnt hat; so gedenkt er nicht mehr der Angst um der Freude willen, daß Gottes Kinder und Gaben, auch mißratene und verderbte, ihm zugewiesen