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Er lehrte sogar, daß ein Gott in dem Menschen wohne, und daß dieser dem Menschen eingab, was er tun und lassen sollte. Sokrates lehrte nicht in besonderen Räumen, wie es später die Philosophen machten, sondern er suchte seinen Schülern durch gelegentliche Unterredungen zu nützen. Er schlenderte in der Stadt umher, und wo er die meisten Menschen beisammen traf lehrte er die Weisheit des Lebens. Jeder wer Lust hatte, konnte ihn unentgeltlich anhören. Seine Schüler hingen mit aller Hingebung an ihm und kannten keinen höheren Genuß, als ihm zuzuhören. Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine Sittenlehren bei dem Volke Haß und Neid zuziehen mußte. Auch durch seine Lehre, daß der Mensch einen Gott in sich habe, und daß er oft nur das Werkzeug des Gottes sei, erwarb er sich Feinde unter den göttergläubigen