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Ich wagte zu rufen … da noch zu rufen! „Hie Welf“ rief ich … „Hie Ghibellin“ war die Antwort, ich war verwundet, blutete, drehte mein langsames Roß, und bemerkte, daß ich der letzte Mann einer scharf auf die Stadt zuhaltenden Schar war, die ich später als die unsrige erkannte. Natürlich schrie ich wie ein gestochenes Schwein und beschleunigte dadurch die Jagd in die schützenden Mauern der Stadt. – Bedenken Sie einen Riesenreiter, der „Hie Ghibellin“ schreit … was soll denn das heißen? Das konnte nur der böse Feind in Person sein. – Wir atmeten hinter den Torflügeln auf und sahen, daß kein Feind da war. – Wir hätten allesamt sterben können, davor behütete uns mein Duell mit dem Teufel, denn allein dadurch kann er zurückgeblieben sein. – Resumé! Die heutige Nacht war ein sternhelles Ereignis in unserer Geschichte, denn wir schlugen den Feind soweit in die Flucht, daß er trotz seines Vorstoßes aus seiner Stellung bei Höllofen nicht weiter als auf fünf Meßellen vorrücken konnte. Ich bin quitt. (Stolz.)

Gräfin So … Sie sind quitt. Beinahe sitzen die Waiblinger auf Weinsbergs Mauern wie Lachtauben.

Graf Bist du nicht gefolgt?

Gräfin Totschlagen sollte man euch!

Graf Nun ist’s gesagt. Daß wir noch leben, ist dein

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Hermann Essig: Die Weiber von Weinsberg. Paul Cassirer, Berlin 1909, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Essig_Die_Weiber_von_Weinsberg_1909.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)