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Erster Aufzug.

Personen: Schwester Gretchen; Achilles Launer; Frau Niese, Ricke; Siegfried; Waibel; der Graf; die ledige Jugend hinter der Szene.

Szene: die Altjungfernstube von Schwester Gretchen darin wesentlich eine Himmelbettlade.

Zeit: Nachts.

Schwester Gretchen (beim Auskleiden, in der Nachtjacke, Nachtlicht auf dem Tisch) Ich will zu Bett gehhen. – Ich bin so unruhig heute. – Ist’s der Feind vor dem Städtchen oder die Spannung in mir? – Heute bin ich noch neunundvierzig, morgen schon fünfzig. – – Meine Ruhe ist ffort, sie ist weg, mein Wunsch nach Liebe ist nicht erfüllt, kein einziges Mal bis heute. – – Ich wollte nicht fünfzig werden, eh es war. Das ist die Grenze, habe ich mir gesagt, von der ab es immer schwieriger wird. In der Jugend zu spröde, als Fräulein zu stolz, und jetzt zu sehnsüchtig, zu sehnsüchtig. Wer tritt ein?

Frau Niese Ich … ich, Fräulein Gretchen.

Schwester Gretchen Sie … Frau Niese … was führt Sie her? Ahne ich recht?

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Hermann Essig: Die Weiber von Weinsberg. Paul Cassirer, Berlin 1909, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Essig_Die_Weiber_von_Weinsberg_1909.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)