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Die Nacht auf dem Drachenfels.
An Friz v. B.


Um Mitternacht war schon die Burg erstiegen,
     Der Holzstoß flammte auf am Fuß’ der Mauern,
     Und wie die Burschen lustig niederkauern,
     Erscholl das Lied von Deutschlands heil’gen Siegen.

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Wir tranken Deutschlands Wohl aus Rheinweinkrügen,

     Wir sahn den Burggeist auf dem Thurme lauern,
     Viel dunkle Ritterschatten uns umschauern,
     Viel Nebelfrau’n bey uns vorüberfliegen.
Und aus den Trümmern steigt ein tiefes Aechzen,

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     Es klirrt und rasselt, und die Eulen krächzen;

     Dazwischen heult des Nordsturms Wuthgebrause. –
Sieh’ nun, mein Freund, so eine Nacht durchwacht’ ich
     Auf hohem Drachenfels, doch leider bracht’ ich
     Den Schnupfen und den Husten mit nach Hause.

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Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)