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Ein Herr Jal, der über jede Ausstellung eine Broschüre edirt, hat sogar nachträglich im Figaro jenes Bild zu schmähen gesucht, und er meint, die Freunde desselben zu persiffliren, wenn er scheinbar demüthigst gesteht: „er sey nur ein Mensch, der nach Verstandesbegriffen urtheile, und sein armer Verstand könne in dem Decamps’schen Bilde nicht das große Meisterwerk sehen, das von jenen Ueberschwenglichen, die nicht blos mit dem Verstande erkennen, darin erblickt wird.“ Der arme Schelm mit seinem armen Verstande! er weiß nicht, wie richtig er sich selbst gerichtet! Dem armen Verstande gebührt wirklich niemals die erste Stimme, wenn über Kunstwerke geurtheilt wird, eben so wenig als er bey der Schöpfung derselben jemals die erste Rolle gespielt hat. Die Idee des Kunstwerks steigt aus dem Gemüthe, und dieses verlangt bey der Phantasie die verwirklichende Hülfe. Die Phantasie wirft ihm dann alle ihre Blumen entgegen, verschüttet fast die Idee, und würde sie eher tödten

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Heinrich Heine: Der Salon. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1834, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Der_Salon_1.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)