das Volk wird rasend, und wir haben dann eine neue Revoluzion.“ - „Tant mieux!“ flüsterte die Eminenz, ein hagerer, zugeknöpfter Mensch, der sich in weltliche Tracht vermummt, wie jezt von allen Priestern in Paris geschieht, aus Furcht vor öffentlicher Verhöhnung, vielleicht auch des bösen Gewissens halber; „tant mieux, Marquis! wenn nur recht viele Greuel geschehen, damit das Maaß wieder voll wird! Die Revoluzion verschluckt dann wieder ihre eigenen Anstifter, besonders jene eitlen Bankiers, die sich Gottlob jezt schon ruinirt haben.“ „Ja, Eminenz, sie wollten uns à tout prix vernichten, weil wir sie nicht in unsere Salons aufgenommen; das ist das Geheimniß der Julirevoluzion, und da wurde Geld vertheilt an die Vorstädter, und die Arbeiter wurden von den Fabrikherrn entlassen, und Weinwirthe wurden bezahlt, die umsonst Wein schenkten und noch Pulver hineinmischten, um den Pöbel zu erhizen, et du reste, c’était le soleil!“
Heinrich Heine: Der Salon. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1834, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Der_Salon_1.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)