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religiösen Gedanken, sich ein rothes Kreuz auf den Rock nähten, und als Pilerkrieger nach dem Morgenlande wanderten, um dort ein Grab zu erobern. Sonderbare Zeit! Aber, wir Menschen, sind wir nicht alle Kreuzritter, die wir, mit allen unseren mühseligsten Kämpfen, am Ende nur ein Grab eroberen? Diesen Gedanken lese ich auf dem edlen Gesichte des Ritters, der, von seinem hohen Pferde herab, so mitleidig auf die trauernde Leonore niederschaut. Diese lehnt ihr Haupt an die Schulter der Mutter. Sie ist eine trauernde Blume, sie wird welken aber nicht lästern. Das Scheffersche Gemälde ist eine schöne, musikalische Composizion; die Farben klingen darin so heiter trübe, wie ein wehmüthiges Frühlingslied.

Die übrigen Stücke von Scheffer verdienen keine Beachtung. Dennoch gewannen sie vielen Beifall, während manch besseres Bild von minder ausgezeichneten Malern unbeachtet blieb. So wirkt der Name des Meisters. Wenn Fürsten einen

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Heinrich Heine: Der Salon. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1834, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Der_Salon_1.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)