kopf- und ziellos geschildert – jeder kommandierte und handelte unter ihm auf eigene Faust. In der Nacht vom 7. zum 8. Mai geriet Heinze in Gefangenschaft, vielleicht absichtlich, anscheinend bei einem Versuch, nach der Neustadt zu gelangen. Die provisorische Regierung übertrug nunmehr den Oberbefehl dem Schriftsteller, vormaligem Schriftsetzer Born.
Heinze und Born waren freilich im wesentlichen Kommandanten ohne Kommunalgarde. Beide waren nicht ordnungsmäßig gewählt, sondern von der Aufstandsbehörde ernannt, also der Kommunalgarde aufgedrängt und wurden von allen nicht ausgesprochen revolutionär gesinnten Mitgliedern innerlich nicht als Führer anerkannt. Auch lautes Murren erhob sich sofort gegen Heinzes Ernennung: einzelne Abteilungen verweigerten dem neuen Kommandanten sogar ausdrücklich den Gehorsam. Heinze trat sein Amt damit an, daß er in einer Ansprache vom Balkon aus die unter Waffen stehenden Bürger bis auf weiteres entließ, damit sie von den Anstrengungen des Tages ausruhen, auf den ersten Ruf aber sofort wieder am Platze sein sollten. Das Erste, den Befehl zum Abtreten, ließ sich der größte Teil der anwesenden Kommunalgarde nicht zweimal gesagt sein – nicht so groß war der Eifer beim Zweiten, beim Wiederantreten.
Was hatte die Kommunalgarde bisher getan und was tat sie weiter? Die zwei nach Absagung der Parade unter Waffen gebliebenen Bataillone standen lange fast untätig auf dem Altmarkt. Als am 3. Mai nachmittags gegen 5 Uhr die Meldung vom Sturm aufs Zeughaus eintraf, marschierte das 5. Bataillon dorthin, aber nicht gelenkt von einem klaren, einheitlichen Willen; der größte Teil der Mannschaften mochte glauben, es gelte: das tobende Volk zu bändigen, andere wieder: es zu unterstützen. Das Bataillon kam gerade dazu, als die Menge das Tor sprengte und die Besatzung mit einen Kartätschenschuß antwortete; in die allgemeine Flucht mitgerissen, gelangte ein Teil des Bataillons, von wildem Gesindel begleitet, in regelloser Hast auf den Altmarkt zurück, während der andere Teil sich zerstreut hatte und wahrscheinlich nach Hause gelaufen war. Das 4. Bataillon hatte indessen auf dem Altmarkt die Plünderung eines Ladens, in dem die Menge Pulver und Blei vermutete, durch Vorrücken auf den bedrohten Punkt ververhindert. Auch eine Barrikade an der Mündung der Kreuzgasse wurde von dem Bataillon genommen und zerstört. Tzschirner suchte
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.5.2023)