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Armeecorps ausgerückt war, folgte am nächsten Tage das Gros, und zwar gingen die Husaren, die Cavallerie und die Infanterie auf der nach dem großen Gehege geschlagenen Schiffbrücke, die Artillerie aber auf der Augustusbrücke über die Elbe, und dauerte der durch die Schloß- und Seestraße sich bewegende Zug der letzteren von früh ½7 bis nachmittags 2 Uhr[1]. Prinz Heinrich, der sein Hauptquartier auf Reisewitz genommen, kam am Nachmittage desselben Tages in Begleitung des Fürsten von Anhalt-Bernburg, der Prinzen von Holstein und von Nassau und eines glänzenden Gefolges nach Dresden zurück, um der kurfürstlichen Familie seinen Besuch abzustatten[2].

So anziehend auch sonst das Schauspiel sein mochte, das eine solche militärische Machtentfaltung bot, den Bewohnern Plauens, wie auch denen von Dresden und Strehlen, machte es sicherlich wenig Freude. Mehrten sich nun ja die vielfachen kleineren und größeren Beschwerden, unter denen sie bisher schon mehr oder weniger gelitten hatten! So meldete am 9. Juli der Dresdner Wasserinspector, daß von den bei Plauen campirenden preußischen Truppen aus den das Wasser zur Stadt führenden Röhren die Zapfen herausgeschlagen worden wären, wodurch gewisse Theile der Residenz das Röhrwasser einbüßten. Um einer Wiederholung dieses störenden Unfugs vorzubeugen, ließ der Inspektor in der nächsten Nacht die Hauptröhren bewachen, sowie auch zur Versorgung der preußischen Truppen mit Wasser bei dem Strehlener Brunnen durch den Dresdner Rath einen großen Ständer und 2 Bütten einsetzen[3]. Um die Stadt und das vor derselben befindliche Lager vor etwaigen feindlichen Ueberfällen sicher zu stellen, wurden um Dresden 25 Schanzen angelegt, zu deren Herstellung die umliegenden Ortschaften, also auch Plauen, täglich Arbeiter stellen mußten, deren bisherige Anzahl ein kurfürstlicher Befehl vom 20. Juli wegen der beginnenden Erntearbeiten auf die Hälfte herabminderte[4]. Wie mochten in Anbetracht dieser und mancher anderen Beschwerden die Bewohner Plauens und der übrigen meistbetheiligten Orte der Umgegend aufathmen, als am 18. Juli früh 4 Uhr im preußischen Lager Generalmarsch erklang, um den Truppen den Aufbruch anzukündigen. Das Gros der Armee marschirte ein Stück nach Südwesten ab, und Prinz Heinrich verlegte sein Hauptquartier von Plauen nach Reichstädt bei Dippoldiswalde.

Daß der den Feldbesitzern zugefügte Schaden nicht gering war, hatte auf deren dringendes Verlangen eine Besichtigungscommission, bestehend aus dem Richter Georg Beil und dem Gerichtsschöppen Gottfried Kotte, beiderseits aus Gruna, am 23. Juli in Gegenwart eines Rathsactuars aus Dresden festgestellt. Wenn die von diesen Personen eidlich angegeben Schäden an den Plauischen Fluren auf ca. 1860 Thlr. abgeschätzt worden waren, dagegen ein im hiesigen Gemeindeamt befindliches Schriftstück (ohne Bezeichnung) dieselben Verluste mit 3132 Thlr.

  1. R. A. Actenstück G. XXXIV 118a, Bl. 3b.
  2. Lindau, Band II, S. 501.
  3. R. A. Actenstück G. XXXIV 118a, Bl. 3, 4.
  4. Ebenda Bl. 6b.