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an dem strengen Winter in dem genannten Jahre. Besonders hart zeigte er sich vom 14. Januar bis zum 2. Februar, und gab es am 19. Jan. 23°, am 28. desselben Monats früh gegen 8 Uhr an mehreren Stellen im Freien 27° Kälte nach Réaumur. An manchen Orten erfror nicht nur in den Revieren großes und kleines Wild, sondern sogar in den Ställen das Vieh, und barsten die stärksten Bäume auseinander. Auch Plauen litt unter dieser Kälte empfindlich. Bemerkenswerth dürfte es sein, daß die vom Schnee bedeckten Saaten gar nicht geschädigt waren. Vom 3. Febr. an trat Wärme ein, die auch ziemlich fortgesetzt anhielt[1]. -

Dem ruhig vorübergegangenen Jahre 1777 folgte für den hiesigen Ort eine stürmische Zeit, bei deren Beginn gewiß manchem Einwohner desselben die Drangsale der letzten Kriegszeit in lebhafte Erinnerung traten, und schlimme Befürchtungen wach gerufen wurden. Die Ursache zu dem durchaus unliebsamen Ereigniß lag ziemlich fern. Als nämlich den 30. Decbr. 1777 Maximilian Joseph, Kurfürst von Bayern, kinderlos gestorben war, verlangte Joseph II. von Oesterreich einen Theil des Landes. Da Sachsen und Preußen dagegen ernstlichen Widerspruch erhoben, aber lange Unterhandlungen zu keinem Ausgleich geführt hatten, so mußte es schließlich zum Kriege kommen, der unter dem Namen „der bayerische Erbfolgekrieg“ bekannt ist, glücklicherweise nur von kurzer Dauer und im Ganzen unblutig war. Gleichwohl hat Plauen mit der benachbarten Residenz durch denselben nicht unwesentlich gelitten. Friedrich d. Gr. wollte nämlich möglichst schnell mit 2 Armeen in Böhmen einrücken. Während er nun selbst mit einem Heer von Schlesien aus dorthin zog, sollte sich sein Bruder, Prinz Heinrich, nachdem er sich mit 22000 Mann Sachsen vereinigt, durch unser Land dahin begeben. Den 4. Juli rückte nun das von diesem befehligte preußische II. Armeecorps in Uebigau, Pieschen und Trachau ein und bezog in den genannten Orten Quartiere. Am 4. Tage darnach früh 8 Uhr marschirte ein Theil der Truppen (1 Regiment Husaren, 1 Regiment Dragoner und 4 Regimenter Infanterie) durch Dresden und zum Wilsdruffer Thor hinaus, um vor der Stadt ein Lager zu beziehen. Dasselbe erstreckte sich vom Dorfe Plauen bis an das Dorf Strehlen und den Großen Garten, und nahm außer Feldern der beiden genannten Orte auch einen beträchtlichen Theil der im Weichbilde Dresdens gelegenen Fluren ein[2]. Die Besitzer derselben erhielten theils am 7., theils am 8. Juli vom preußischen General-Quartiermeister Fätsch die gemessene Weisung, die Felder sofort abzumähen[3]. Da das Lager schon am Morgen des letztgenannten Tages abgesteckt und dann sofort von den Truppen bezogen wurde, so konnte von den der Ernte entgegenreifenden Feldfrüchten so gut wie nichts eingebracht werden. Nachdem, wie bereits erwähnt, am 7. Juli ein Theil des II. preußischen

  1. Dresdner Merkwürdigkeiten 1776, S. 9, 22.
  2. R. A. Actenstück G. XXXIV 8, Bl. 81b.
  3. R. A. Actenstück G. XXXIV 4, Bl. 39.