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1774 ereigneten sich hier folgende 2 Unglücksfälle. Zunächst brannte in der Nacht vom 26. zum 27. März früh gegen 1 Uhr ein hiesiges Bauerngut nieder[1], doch ließ sich nicht ermitteln, welches es gewesen ist; sodann entlud sich hier Sonntag den 19. Juni in der Nacht ¼ 12 Uhr ein sehr schweres Gewitter, bei welchem der 12jährige Kühjunge des Bauern Mehnert, August Hübner aus Cossebauda, durch einen Blitzstrahl getödtet wurde[2]. Des Dienstherrn Haus, in welchem sich der Knabe aufgehalten, entzündete der Blitz nicht, doch hätte er nach den Dresd. Merkw.[3] einen in der Nähe des Jungen befindlichen Feldscherer betäubt und am Arme verletzt. - Weit furchtbarer als dieser Fall erwies sich im nächsten Jahre ein Unglück, daß zwar Plauen nicht unmittelbar betraf, es aber doch in Mitleidenschaft zog. Es war am 8. Septbr. 1775 etwa um die 2. Stunde nach Mittag, als ein heftiger Knall die ruhig ihrer Beschäftigung nachgehenden Bewohner unseres Dorfes erschreckte. Die Vermuthung, daß auf der Pulvermühle ein Unfall geschehen sein müsse, fand sehr bald Bestätigung. Es war nämlich im dortigen Mühlengebäude auf unbekannte Weise Feuer entstanden, welches mit Blitzesschnelle das darin vorhandene Pulver ergriffen hatte, wodurch das Haus in die Luft flog und 5 Arbeiter sofort getödtet wurden. Auf die Kunde von dem schlimmen Ereignisse eilten sofort aus den der Pulvermühle benachbarten Orten, besonders aus Plauen und Dresden, Spritzen und Löschmannschaften herbei, um womöglich die vom Feuer noch nicht ergriffenen Gebäude zu retten. Aller menschlichen Anstrengungen spottend, ergriff das einmal entfesselte Element den in der Nähe des Mühlengebäudes stehenden Thurm, wodurch die darin lagernde nicht unbeträchtliche Quantität Pulver explodirte und den Bau völlig zerriß. Durch die dabei weit ins Feld geschleuderten Steine und Balken wurden wieder mehrere Menschen sofort getödtet, und befand sich unter diesen auch der zum Löschen herbeigeeilte 19jährige Dienstknecht Gottlob Schuster aus Plauen[4]. Vor der Hand bezeigte niemand mehr Lust, zur Sicherung der vom Feuer noch verschonten Gebäude etwas zu thun; als jedoch erklärt wurde, daß in dem Grundstücke kein Pulver mehr vorhanden sei, auch die mittlerweile angelangten Soldaten vom Prinz Gotha'schen Regiment gegen das Feuer entschieden vorgingen, griffen die übrigen ängstlich gewordenen Löschmannschaften das Rettungswerk wieder mit an, und es gelang den vereinten Anstrengungen, sich des Feuers schließlich zu bemächtigen[5]. Zwar geschahen sofort nach dem Brande zur Wiederherstellung der Pulvermühle die nöthigen Schritte; daß die Arbeiten aber nicht ganz in erwünschter Weise vorwärts gingen, und das Mühlwerk erst in der 2. Hälfte des Jahres 1776 in Betrieb gesetzt werden konnte[6], lag zum Theil mit

  1. Dresdner Merkwürdigkeiten 1774, S. 26.
  2. Pf. A. Todtenregister I, S. 195.
  3. 1774, S. 46.
  4. Pf. A. Todtenregister I, S. 197.
  5. Dresdner Merkwürdigkeiten 1775, S. 67.
  6. Ebenda 1776, S. 48.