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der Feldmarschall Prinz Chevalier, die polnischen Fürsten Radzivil und Lubomirski und eine Anzahl höherer sächsischer Officiere[1]. Von den in den nächsten Jahren abgehaltenen Schießübungen seien nur noch die von 1777 als besonders großartig erwähnt. Vom 29. August bis 4. Septbr. wurden durch das Feldartilleriecorps auf dem Schießplatze nach Plauen zu Festungswerke angelegt und dieselben am Vormittage des 5. Septbr. in Gegenwart des Kurfürsten, der sämtlichen Prinzen, der Generalität und sehr vieler Zuschauer gestürmt, am Abend des nächsten Tages aber mit Bomben beschossen und ebenfalls angegriffen. Leider konnte das interessante Manöver wegen eintretenden Regens nicht zur vollständigen Durchführung gelangen[2]. Bei solchen größeren militärischen Uebungen erhielten die umliegenden Dörfer, besonders Plauen, für längere oder kürzere Zeit Einquartierung. Verschiedene Mißstände, die die Nähe eines Schießplatzes sowohl für die Stadt als besonders für den hiesigen Ort und einzelne in seiner Umgebung gelegenen Gebäude mit sich bringen mußte, veranlaßten es, daß seit den 1780er Jahren die Probeschießen mehr und mehr vor dem weißen Thore in Neustadt-Dresden abgehalten wurden[3], bis man schließlich noch im vorigen Jahrhunderte den mehrerwähnten Schießplatz bei Plauen gänzlich eingehen ließ. -

Unsern Blick wieder rückwärts lenkend, sei des Jahres 1770 zunächst wegen einer bedeutenden Weißritzflut gedacht. Nach einer ziemlich anhaltenden Kälte im März folgte anfangs April entschiedenes Thau- und Regenwetter, in Folge dessen außer andern Gewässern auch die Weißritz vom 4. April an so gewaltig anschwoll, wie es seit langer Zeit nicht geschehen war. Am nächsten Tage fing man in derselben einen Karpfen, der wegen seines gewiß seltenen Gewichts von 22½ Pfd. an die kurfürstliche Küche abgeliefert wurde. Inwieweit die Flut Plauen schädigte, ließ sich nicht feststellen, dagegen ist bekannt, daß sie Friedrichstadt schwer heimsuchte, so daß selbst der Kurfürst am 6. April die dort angerichteten Verwüstungen in Augenschein nahm. Erst am 7. des genannten Monats fiel das Wasser, stieg aber nochmals, wenn auch nur vorübergehend, zu einer ziemlich bedeutenden Höhe[4]. Derartige Weißritzfluten machten, auch wenn sie weniger beträchtlich waren, nicht nur die in der Gegend der Pulvermühle befindliche vielbenutzte Weißritzfurt[5], sondern auch die bei der Hofmühle beginnende Straße nach dem Grunde unpassirbar, so daß der Landesherr zur Verhütung des letzterwähnten Uebels die Erbauung einer Ufermauer an der Weißritz und zwar von der Hofmühlenbrücke an nach dem Forsthause zu unterm 19. Juli 1770 genehmigte. Der Uferbau wurde noch in demselben Jahre ausgeführt[6], auch die beim Forsthause befindliche, bisher

  1. Dresdner Merkwürdigkeiten 1766, S. 85, 86.
  2. Ebenda, 1777, S. 67, 68.
  3. Ebenda, 1781, S. 15.
  4. Ebenda, 1770, S. 26.
  5. Ebenda, 1781, S. 60.
  6. F. A. Rep. 8, Loc. 35854, Dresden, Nr. 353.