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Weißritz und des Mühlgrabens einen bedenklich niedrigen Stand erreichte, und in Folge dessen an alle Mahldürftigen Dresdens seit dem 19. Novbr. Freizettel ausgegeben wurden, die ihnen das Mahlenlassen in jeder auswärtigen Mühle gestatteten. Als anfangs Decbr. Kälte eintrat, gestaltete sich die Lage der Weißritzmühlen noch schlimmer, so daß z. B. am 10. des genannten Monats in der Neumühle 2 Gänge in Betrieb waren, während in der Königs- und Buschmühle je 1 Gang und in der Hofmühle gar keiner mehr ging. In der Hofmühle in Dresden „schlich noch 1 Gang“; alle übrigen dortigen Mühlen standen völlig still. Zwar suchte man durch fortgesetztes Eisen[WS 1] des hiesigen Mühlgrabens die Mahlwerke betriebsfähiger zu machen, allein es gelang nur auf kurze Zeit, und bestimmte deswegen ein kurfürstliches Rescript vom 11. Decbr., daß alle fremden Mehlhändler, welche Mehl nach Dresden brächten, nicht nur von der Thormetzabgabe (früher vom Scheffel Mehl 1 Metze in natura, dafür später, d. h. im 18. Jahrhundert 4 Gr.), sondern auch von dem auf böhmisches Mehl besonders gelegten Impost[WS 2] so lange befreit sein sollten, als der Wassermangel andauere. Die Kälte hielt sich in der Hauptsache auf der gleichen Höhe, stieg aber öfters noch weiter, so daß in der Regel die Gänge, welche überhaupt in Betrieb gesetzt werden konnten, nur in der Nacht gingen, weil am Tage geeist werden mußte. Als vom Anfang des Februar an die Kälte entschieden zurückging, die in und bei Plauen gelegenen Weißritzmühlen wieder ihre volle Thätigkeit übernehmen und die Einwohner Dresdens mit dem nöthigen Mehl versorgen konnten, hob der Kurfürst, da der Wassermangel in der Hauptsache aufgehört hatte, die Befreiung von den vom Mehl zu leistenden Abgaben durch Rescript vom 3. Febr. 1767 wieder auf[1]. -

In demselben Jahre wurde von einem in Plauen wohnenden, aber aus der Niederlausitz gebürtigen Tagelöhner Namens Georg Kuwasch (Kubasch) ein Mord verübt. Am Abend des 19. Octbr. erschlug er nämlich in der Nähe von Kesselsdorf aus unbekannten Gründen einen Landsmann, der Kobiz hieß und als Knecht in Boderitz diente. Da der Mörder nach seiner Ergreifung bald ein offenes Geständniß ablegte, so wurde er am 11. Febr. 1768 auf dem Richtplatze vor dem Freiberger Schlage durch das Rad vom Leben zum Tode gebracht[2]. - Seit dem 5. Decbr. 1767 gab es fast ununterbrochen Regen, und schwoll deshalb die Weißritz wie auch andere Gewässer dermaßen an, daß sie den 9. desselben Monats aus ihren Ufern trat. Bei Potschappel fiel „ein Wagen mit Vieh und Lebensmitteln“ der Flut zum Opfer, und auch sonst richtete diese mehrfachen Schaden an[3]. -

Im Jahre 1767 erfolgten auch die ersten Erwerbungen jenes Grundbesitzes, auf dem zu Anfange unseres Jahrhunderts Grassi's

Anmerkungen (Wikisource)

  1. i.S.v. das Wasser eisfrei halten
  2. von der Obrigkeit verordnete Auflage
  1. F. A. Rep. 8, Loc. 35841, Dresden, Nr. 201.
  2. Dresdner Merkwürdigkeiten 1768, S. 11.
  3. Ebenda 1767, S. 91.