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Dämme wegriß, sondern auch Friedrichstadt größtentheils unter Wasser setzte[1]. -

Unter wenig erfreulichen Aussichten und einer schwer drückenden Einquartierungslast begann für Plauen wie für andere Orte der hiesigen Gegend das Jahr 1761. Nicht nur, daß die Nachwirkungen der kriegerischen Ereignisse des vorhergegangenen Jahres noch zu lebhaft empfunden wurden, es schien auch, als ob eine Besserung in den derzeitigen Verhältnissen auf lange hinaus noch ausbleiben solle. In der nahen Residenz wollte es ebenfalls zu keinem Aufschwung kommen, wenn man hier auch seit dem 22. Januar energisch daran arbeitete, vermittelst der aus Plauen und anderen Nachbardörfern auf Befehl des geheimen Kriegsraths täglich gestellten 50 Wagen den Schutt von den durch das Bombardement zerstörten Gebäuden zum Seethor hinaus auf die Schanzen zu schaffen[2]. - Der nächste Monat brachte wiederum eine Weißritzflut, die durch anhaltendes Thauwetter und mehrtägigen Regen veranlaßt wurde und am 24. Febr. eine solche Höhe erreichte, daß an der Friedrichsbrücke in Friedrichstadt das Wasser nur noch um eine Querhand anzuwachsen brauchte, um die Brücke selbst zu überschwemmen. Trat auch eine solche Steigung im Wasserstande der Weißritz nicht ein, so hielt sich der angeschwollene Fluß auf seiner immerhin bedeutenden Höhe doch bis zum 27. Febr., und verursachte dadurch mancherlei Schaden[3]. -

So unangenehm auch solche Ereignisse sein oder werden konnten, so hielten sie doch in der Regel nicht lange an. Anders war es mit der österreichischen Einquartierung in Plauen, die sich gar nicht wieder entfernen zu wollen schien. Trat ja einmal eine Veränderung hierin ein, so geschah es meist nur, um das freigemachte Terrain an andere Truppen abzutreten. So rückte den 8. Mai für die bis Ende April in Plauen aufhältlich gewesenen Oesterreicher ein anderer Theil der kaiserlichen Armee in das hier befindliche Lager ein[4]. Im October gab es im hiesigen Orte wieder so starke Einquartierung, daß die hier Verstorbenen in dieser Zeit nur in der Stille beigesetzt werden konnten[5]. Unter ihnen befanden sich verhältnißmäßig viele schulpflichtige Kinder, die der Bräune („bösem Halse“) und den Blattern zum Opfer gefallen waren[6].

Das Jahr 1762 brachte keine nennenswerthen Veränderungen. Die Oesterreicher behielten ihre Stellungen bei Dresden inne, um diese Stadt nicht in die Hände der Preußen gerathen zu lassen. Als am 6. Septbr. die unter dem Oberbefehl des Prinzen v. Stollberg stehende Reichsarmee in der sächsischen Hauptstadt anlangte, bezog die größere Zahl der Regimenter das Lager bei Plauen, da die Stadt für sie nicht ausreichenden Raum bot[7]. Die genannten Truppen verblieben in ihrer

  1. Dresdner Merkwürdigkeiten 1760, S. 30, 83.
  2. Ebenda 1761. S. 7.
  3. Ebenda S. 15, 16.
  4. Ebenda S. 37.
  5. Pf. A. Todtenregister I, S. 168.
  6. Ebenda S. 168.
  7. Lindau, Band II, S. 435.