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der Kreuzkirche angehörten, aber während des Bombardements nicht in die gesperrte Residenz hatten übergeführt werden können, sondern auch aus Cunnersdorf 14 männliche und 14 weibliche Personen, sowie 2 Marketenderinnen, 6 Soldatenkinder und 14 österreichische Soldaten, welch letztere, weil meist Katholiken, man nur „auf Ersuchen“ auf dem hiesigen Kirchhofe beerdigte, doch stets „ohne Geläute“, auch wenn dieses gewünscht worden war[1].

Trotz der furchtbaren Kriegsereignisse, die das Jahr 1760 brachte, hatte die hiesige Einwohnerschaft das Interesse für andere, wenn auch vielleicht nur unbedeutende Vorfälle, nicht verloren, denn es erregte großes Aufsehen im Orte, als am 6. Septbr. (und nicht am 7., wie die Dresdner Merkwürdigkeiten sagen,) im Hofe des Bauern Gottlob Fiedler neben dem Misthaufen ein Kornhalm emporwuchs, der außer einer Hauptähre auf der rechten Seite derselben 2, auf der linken aber 3 kleine Aehren trug[2]. Bereits 2 Tage nach dem Aufgehen des Halmes blühte die Aehre, ein Ereigniß, das den Dresdner Bürgermeister Weinlig bestimmte, über diese sonderbare Pflanze eine Registratur aufnehmen zu lassen und unterm 8. Septbr. den Ortsrichter Plauens zu beauftragen, „die Anstalt zu machen, daß die Aehre des Nachts bewacht werden könnte, während am Tage Fiedler solche genau in Acht nehmen wolle, damit man sähe, ob selbige etwa zeitlich reifen möchte“[3]. Daß es zum Reifen jedenfalls gar nicht gekommen ist, scheint aus dem Umstande hervorzugehen, daß sich eine weitere Nachricht über die fernere Entwicklung der Aehre nirgends vorfand. - Ebensowenig ließ sich ermitteln, ob und wieviel die hiesige Gemeinde gesammelt hat, als ihrer Ortsobrigkeit unterm 11. Octbr. vom Bürgermeister Weinlig die Weisung zuging, „daß diese“ - zum Besten der durch das Bombardement unglücklich gewordenen Einwohner Dresdens - „mit der ihr zugestellten verschlossenen Büchse von Haus zu Haus gehen und sowohl von denen Eigenthümern als Miethleuten und Auszüglern die anbefohlene Collecte in gedachte Büchse mit allem Fleiße sammeln und baldigst auf dem Rathhause einliefern solle“[4]. Die Bewohner Plauens hatten während der Dresdner Belagerung durch die Preußen fast nicht weniger gelitten als die Bürger der Residenz, und doch sollten sie, die außer ihren völlig entleerten Wohnungen selbst nichts besaßen, noch für Andere spenden!

Der Vollständigkeit wegen sei aus dem Schreckensjahre 1760 noch zweier Ereignisse Erwähnung gethan. Am 25. Octbr. wurden die 2 Fuhrleute Opitz und Winter aus Dresden in der Lehmgrube von einer einstürzenden Wand sofort getödtet[5]. - Wie schon am 10. und 11. April, so geschah es auch am 3. Decbr., daß in Folge anhaltenden Regens die Weißritz sehr beträchtlich anschwoll und nicht nur verschiedene

  1. Pf. A. Todtenregister I, S. 160-167.
  2. Dresdner Merkwürdigkeiten 1760, S. 60.
  3. Zuschrift ohne Bezeichnung im Gem. A.
  4. Zuschrift ohne Bezeichnung im Gem. A.
  5. Pf. A. Todtenregister I, S. 166.