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Winter die Bewohner Plauens unter der erdrückenden Last einer anhaltenden Einquartierung. Man mußte den Soldaten alle Räume, selbst die Stallungen, überlassen und sich vielfach mit dem Aufenthalte im Freien begnügen. Um nur ein Beispiel von der Größe der Einquartierungslast zu geben, so sei erwähnt, daß auf Reisewitz im November anfänglich 1 Rittmeister und 10 Gemeine von den slavonischen Dragonern nebst Pferden und Knechten, bald nachher aber 6 Compagnien Grenadiere von der Daun'schen Avantgarde nebst einem Fleischer mit Knechten, Pferden und Ochsen auf einmal aufgenommen werden mußten. Vom December 1760 bis mit April 1761, also 5 volle Monate, lagen ebenfalls auf Reisewitz in Quartier: Von dem Harrach'schen Regimente der Stückhauptmann Götzel nebst „Ehe Consortin und Bedienten“, 2 Fouriere, 1 Feuerwerker, 5 Corporale, 2 Gefreite, 18 Büchsenmacher, 2 Schmiede mit 1 Gesellen, 6 Weiber, 14 Knechte nebst 20 Pferden, 32 Gemeine (Handlanger) und 3 Mann zur „Stückwacht“, 2 Wagenmeister, 1 Büchsenschäfter, 1 Fleischer, nebst Frau, Magd, Kind, 2 Knechten und 2 Wurstmachern, 12 Mann „Fleischerwacht“ mit 5 Pferden, 6 Hunden und einer Anzahl Ochsen[1]. In ähnlicher Weise waren auch die übrigen Häuser Plauens mit Soldaten belegt; trotzalledem konnte jedoch der größere Theil derselben nicht untergebracht werden, und so mußten sie, wie dies im Winter 1759 ebenfalls geschehen war[2], in selbsterbauten Hütten wohnen, zu denen sie das Holzwerk erst aus den Häusern holten und diese natürlich dadurch demolirten. Auf Reisewitz hatte man die Gebäude theils ganz eingerissen, theils bis zum Einfallen ruinirt, den Garten, die größte Zierde des Grundstücks, gänzlich verwüstet, alle Gartenmauern und Vermachungen beseitigt, das Zug- und Zuchtvieh sowie anderes Inventar geraubt, und die Felder theils als Exercir- theils als Lagerplätze benutzt und mit Verschanzungen versehen. In fast allen Häusern des Ortes fehlten „Thore, Thüren, Fensterladen, Dielen, überhaupt alles Holzwerk“, das den Wachtfeuern die nöthige Nahrung liefern mußte, und auf den Wiesen gab es womöglich kein grünes Hälmchen mehr, weil die Soldaten alles Gras abgestochen und zur Bedeckung ihrer Lagerhütten verwendet hatten[3]. Daß während des Winters ein Aufenthalt im Freien, zu dem die österreichischen Soldaten wie die Einwohner Plauens größtentheils gezwungen waren, der Gesundheit der Betreffenden nachtheilig werden mußte, bedarf kaum eines besonderen Hinweises, und macht dieser Umstand es auch erklärlich, daß im Jahre 1760 die Zahl der in Plauen Beerdigten auf die nie wieder erreichte Höhe von 111 Personen stieg. Unter den damals hier Verstorbenen, die meist durch ein eigenthümliches Fieber hingerafft wurden, befanden sich nicht nur solche, die aus Nachbardörfern stammten und

  1. H. St. A. Die dem Geh.-Secretario Grundig zugestandene Befreyung von allen Steuern und militaer-Praestandis seines Vorwergs im Dorffe Plauen 1761 Loc. 6171, Vol. I, Bl. 47.
  2. Lindau, Band II, S. 404.
  3. H. St. A. Die dem Geh.-Secretario Grundig zugestandene Befreyung etc. 1761 Loc. 6171, Vol. I, Bl. 46.