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ihn glücklichen Kesselsdorfer Schlacht die Capitulation der sächsischen Residenz verlangt, und es blieb dem Befehlshaber der Dresdner Truppen, dem General v. Bose, nichts übrig, als die gestellte Forderung zu erfüllen. Vielleicht wegen der Capitulationsbedingungen oder aus anderen Gründen entstand zwischen dem vorgenannten General und dem Feldmarschall Fürsten von Dessau ein Depeschenwechsel, in Folge dessen am 17. Decbr. der sächsische Hoftrompeter Wolf mit wichtigen Schreiben in das preußische Hauptquartier entsendet wurde, das sich an jenem Tage in Gorbitz befand. Von dem sehr bald zurückkehrenden Depeschenträger erfuhr man, daß der preußische König sich in Gorbitz aufhalte, jedoch von da nach Plauen übersiedeln werde. In der That erschien am Abend des 17. Decbr. ein Kngl. preußischer Küchenschreiber in Dresden, der vom Stadtrath die Lieferung der für die Tafel des Königs bestimmten Speisen und Getränke und deren Uebersendung nach Plauen verlangte, wo Friedrich d. Gr. mittlerweile eingetroffen war[1]. Obgleich sich keine Nachricht darüber vorgefunden, wo derselbe im hiesigen Dorfe gewohnt hat, so steht doch mit ziemlicher Sicherheit zu vermuthen, daß er für die eine Nacht, die er hier verbrachte, in dem damals herrschaftlich eingerichteten Grundstücke Reisewitz sein Quartier aufschlug.

Der König war nach Plauen nicht allein gekommen, sondern hatte außer einer zahlreichen Suite auch noch 8 Regimenter Infanterie mitgebracht. Für sie alle mußte im Orte Unterkommen geschafft werden, und wie es dabei den hiesigen Einwohnern erging, können wir aus den Mittheilungen schließen, die der damalige Pastor Wohlfahrt über seinen preußischen Besuch gemacht hat. Der Ortsgeistliche bekam 3 Majors, 8 andere Offiziere, 24 Knechte und 40 Pferde als Einquartierung in sein Grundstück, und mußte sofort Nahrung und Futter beschaffen. Da die Soldaten sich nicht mit ihren Vorgesetzten in das wenig geräumige Pfarrhaus theilen konnten, räumten sie sofort alles Getreide und Stroh aus der Scheune und schleppten beides sowohl in den Pfarrgarten, als als auch auf den Kirchhof, wo Hütten erbaut wurden. Ebenso wanderte der ganze Holzvorrath des Geistlichen, 24 Thlr. an Werth, nach denselben Orten und zwar zu dem Zwecke, um die Wachtfeuer zu speisen[2]. Es war für alle hiesigen Einwohner jene Nacht vom 17. auf den 18. Decbr. eine entsetzliche Zeit, und man athmete erleichtert auf, als am andern Morgen um 10 Uhr der König von Preußen Plauen verließ, um in einem prachtvollen 6spännigen Wagen seinen Einzug in Dresden zu halten[3]. Allerdings folgten an demselben Tage auch 6 Regimenter ihrem königlichen Feldherrn in die sächsische Residenz[4], aber - um in größeren und kleineren Haufen sofort wieder zu kehren und

  1. Manuskript im Besitz des Dresdner Geschichtsvereins: „Nachrichten vor, bei und nach der Bataille bei Kesselsdorf“, Bl. 3.
  2. Pf. A. Trauregister I, S. 175.
  3. Manuskript im Dresdner Geschichtsverein, Bl. 4.
  4. Lindau, II. Band, S. 358.