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vollständig begründet. Ueber den Mörder erfuhr man bald, daß er der jüngste Sohn des Dresdner Hofpredigers Engelschall[1] war, und beim Militär die Stelle eines Ingenieur-Capitäns bekleidete. Er soll zu Ficklers Frau, der hinterlassenen Tochter des Plauischen Hofmüllers Gäbler - welcher den noch jetzt vorhandenen Kirchenaltar stiftete - in vertrauten Beziehungen gestanden, und weil der Hegereiter seine Pläne durchkreuzte, dessen Untergang beschlossen haben. Nachdem er ihm wiederholt nachgestellt, suchte er ihn in seiner Amtswohnung auf und stach ihn daselbst am hellen Tage nieder[2]. Der Mörder wurde bald nach der That ergriffen, den Militärgerichten überliefert und bereits am 4. Juli des genannten Jahres vor der Hauptwache auf dem Neumarkte enthauptet[3]. - Während den 6. Januar 1741 der im hiesigen Orte dienende Knecht Georg Wolf einer Verwundung erlag, die er sich an der Wade dadurch zugezogen, daß er in eine Sense gefallen war[4], verstarb hierselbst am 19. August 1742 die Frau des Tagelöhners Grahl aus Ruppendorf, die auf dem Wege von Dresden nach Plauen ein „thörichter Hund“ gefährlich ins Bein gebissen hatte. Ein hiesiger Einwohner nahm das beklagenswerthe Weib unmittelbar nach dem Unfall in sein Haus auf - gehörte ihm vielleicht der Hund? -, und die Kur zeigte die besten Wirkungen, denn die Frau konnte bereits wieder ausgehen; plötzlich schlug ihr Zustand um, und sie starb an dem schon angeführten Tage in Folge des erhaltenen Bisses[5]. -

Während die letzterwähnten schlimmen Thatsachen immer nur einen Einzelnen betrafen, brachte das Jahr 1745 ein Ereigniß, unter dem die ganze Gemeinde schwer zu leiden hatte. Bekanntlich tobte damals noch der II. schlesische Krieg, der durch die am 15. Decbr. 1745 bei Kesselsdorf stattfindende Entscheidungsschlacht einen für Preußen günstigen Abschluß fand. Die Sachsen wurden nämlich, ohne von dem bei Plauen stehenden österreichischen Corps des Prinzen von Lothringen unterstützt worden zu sein, durch die preußischen Truppen unter dem Fürsten von Dessau entscheidend geschlagen und zogen sich zunächst in die Gegend von Dresden, bald aber weiter nach Südosten zu zurück. Kaum hatten ihre österreichischen Bundesgenossen von dem schlimmen Ausgange des Kampfes Kenntniß erlangt, als sie nach Böhmen zu aufbrachen, jedoch nicht, ohne vorher Plauen und Umgegend sowie die Vorstädte Dresdens tüchtig zu plündern, jedenfalls von der Ansicht geleitet, man dürfe dem siegreichen Feinde die Beute nicht allein überlassen[6]. Waren die hiesigen Einwohner schon dadurch schwer heimgesucht worden, so geschah dies noch weit mehr, als 2 Tage nach der Schlacht, also am 17. Decbr. die Preußen vom Dorfe Besitz nahmen. Friedrich der Große, wohl wissend, daß die 6000 Mann zählende Besatzung Dresdens diese Stadt unmöglich halten könne, hatte nämlich nach der für

  1. Dessen Lebensbeschreibung in Curiosa Saxonica 1738, S. 115-122.
  2. Pf. A. Todtenregister I, S. 116.
  3. Curios. Sax. 1741, S. 11.
  4. Pf. A. Todtenregister I, S. 117.
  5. Ebenda S. 123.
  6. Lindau II. Band, S. 357, 358.