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Fuhrknecht aus der Hofmühle, beim Lehmgraben von einer einstürzenden Wand „darniedergefället und also heftig bedrückt wurde, daß er alsobald hat seinen Geist aufgeben und sein Leben verlieren und einbüßen müssen“[1]. -

Oft genug hört man sagen: „Es giebt nichts Neues unter der Sonne". Und doch erlebte Plauen 1668 den 26. April ein Ereigniß, wie es hier noch nicht stattgefunden hatte und wie es daselbst auch bis heute noch nicht wieder vorgekommen ist. An dem genannten Tage wurde nämlich unter zahlreichster Betheiligung der hiesigen Einwohnerschaft in der Ortskirche nach der Frühpredigt ein Mohr getraut, und zwar, wie der Eintrag im Trauregister besagt, „ein geborener", also keiner aus der Friedrichstadt, die bekanntlich schon manchen Wilden für die Dresdner Vogelwiese geliefert hat. Der Bräutigam hieß Sixismundus de Lion, war getauft und ein Maler, damals aber gerade Bedienter bei der Frau Kurfürstin, und vermählte sich mit der Tochter eines Schmiedes[2].

Denkwürdiger für Plauen erwies sich, wenn auch erst in der Folge, das Jahr 1674, weil am 10. August desselben, aber nicht 1553, wie Schäfer[3], oder 1670 wie Dietmann[4] und Freyberg[5] behaupten, durch Verfügung des Oberconsistoriums der kleine Ort Cunnersdorf[6] aus der Frauenkirche in Dresden aus- und nach Plauen eingepfarrt wurde[7]. Eine Veränderung für letzteres Dorf trat durch dieses Ereigniß zunächst nur insoweit ein, als die Gemeinde desselben im Jahre 1674 ihren Kirchhof durch einen angekauften benachbarten Garten erweitern mußte[8]. Bei einer später zu besprechenden Angelegenheit wird auf diese Einpfarrung wieder zurückzukommen sein. -

Das Jahr 1679 brachte in den Monaten Januar und Februar eine sehr strenge Kälte, welche das Wild auch in der hiesigen Gegend veranlaßte, nicht nur bis an die Stadt sich heran zu wagen, sondern mehr noch die Gärten der bei Dresden liegenden Dörfer, auch Plauens,

  1. Pf. A. Todtenregister I, S. 28.
  2. Pf. A. Trauregister I, S. 23.
  3. Zur Geschichte der öffentlichen Gebäude Dresdens: Die eingegangenen kirchlichen Gebäude. Die St. Bartholomäuskirche. Dresdner Anzeiger vom 13. Januar 1868.
  4. Priesterschaft im Kurfürstentum Sachsen, Band 1, S 72.
  5. Plauische Kirchengeschichte, S. 7.
  6. Dieser Ort wird zum ersten Male in einer Urkunde Friedrich des Ernsthaften vom 21. Juli 1342 erwähnt, führt aber darin den Namen Chunradisdorf (Codex diplomaticus 5. Band, S. 37). 1559 erscheint er unter dem Namen Cunhardsdorf als Amtsdorf von Dresden mit 6 Hufen und 7 Mann (F. A. Rep. 21 Loc. 32478 Dresden 1, Bl. 1), während er 1547 8 „besessene" Mann und 4¼ Hufen (incl. von 4 Gärten) gehabt hatte (F. A. Rep. 25 Loc. 34901 Dresden 8, Bl. 7). Damals gab es in den Cunnersdorfer sog. Breitwiesen 4 „Teichlein“, von denen der dem Orte nächstgelegene der Nixenteich hieß (Ebenda Bl. 9). Nach dem Dresdner Amtsbuche (siehe Lehnsacten im A. Ger.) wurde Cunnersd[o]rf mit Zinsen und Erbgerichten 1636 für 3208 Gulden 13 Gr an den Oberkammerherrn Heinrich von Taube verkauft, (auch F. A. Rep. 43, Gener. 17a, Loc. 37681, Bl. 163), doch gehörten Steuern und Obergerichte auch in der Folge dem Amte Dresden. Taube erwarb auch das durch Zusammenkauf verschiedener Grundstücke entstandene Rittergut, das von 1636 an bis zum Jahre 1830 22 Besitzer gehabt hat. --
  7. Receß in Ger. A. Sect. 4, Cap. 5, Nr. 17 Bl. 25-27.
  8. Ger. A. Sect. 4, Cap. 5, Nr. 18, Vol I.