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sich entfernt hatte, so bat der Geistliche, daß man ihn vor die Commission fordern oder doch „dem Herrn Superintendenten und dem Herrn Bürgermeister Befehl thun möchte, daß sie mit ihm ernstlich daraus reden wollen", welch letzteren Wunsch man auch zu erfüllen versprach[1]. - Das Amt eines Gemeindehirten muß in Plauen schon lange vorher existirt haben, da bereits zu Anfange des 16. Jahrhunderts, wie S. 11 bereits angegeben, des Hirtenhauses Erwähnung geschieht. Ob dasselbe gleich von Anfang an auf der Wassergasse gestanden hat, wo es sich wenigstens 1606 befand[2] und zwar an Stelle des nachmaligen Brühlschen Wasserkunsthauses und der jetzigen Fournierschneidemühle von Funke, läßt sich nicht angeben; gewiß ist nur, daß das Amt eines Gemeindehirten jedenfalls noch im 17. oder zu Anfange des 18. Jahrhunderts einging und deswegen das nun nicht mehr nöthige Hirtenhaus von der Commun verkauft wurde[3].

Die letzten Mittheilungen aus dem 16. Jahrhundert beziehen sich meist auf schädigende Naturereignisse. So trat im Jahre 1590 bald nach Pfingsten eine Dürre ein, die 3 Monate anhielt, und außer anderen fließenden Gewässern auch die Weißritz und den Mühlgraben völlig austrocknete und alle hier befindlichen Mühlen zur Unthätigkeit verurtheilte. Es gab in diesem Sommer weder Gewächse für die Menschen, noch Futter für das Vieh, und kostete z. B. ein sechsspänniges Fuder Heu die damals unerhörte Summe von 40 Gulden[4]. Ganz andere Verhältnisse brachte das Jahr 1593, denn die Weißritz schwoll Mitte Juli dermaßen an, daß sie das gleichzeitig mit der Hofmühle angelegte Wehr beim Forsthause total hinwegriß[5], so daß es völlig neu erbaut werden mußte. - Es traten in diesem Jahrhundert überhaupt noch 2 größere Weißritzfluten ein, nämlich eine 1598 den 13. August, wobei das Wasser die Wilsdruffer Vorstadt überschwemmte[6], und eine 1599 den 24. Januar, die Fischersdorf ganz unter Wasser setzte. Zwar behauptet Weck[7], dies sei durch die Elbe geschehen, aber Pötzsche[8] schreibt dies lediglich der ausgetretenen Weißritz und dem Mühlgraben zu, weiß überhaupt in dem letzterwähnten Jahre von einer stattgehabten Ueberflutung des Elbstroms nichts.

1595 wurde für Plauen ein neues Steuercataster aufgestellt, und versteuerten diesem zufolge 32 Angesessene 2354½ Schock. Unter den Grundbesitzern im Orte befindet sich auch das erste Mal ein Einwohner aus Coschütz[9]. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts stieg nicht nur die Zahl der Angesessenen Plauens überhaupt - jedenfalls durch Theilung der Grundstücke, denn die Menge der Steuerschocke blieb bis zur Zeit des 30jährigen Krieges immer die gleiche - sondern insbesondere

  1. H. St. A. Visitationsacten von 1581, Bl. 11
  2. Gem. A. Quatembersteuer-Cataster des Dorfes Plauen 1781, Bl. 80.
  3. Ebenda.
  4. Weck S. 532, 536.
  5. F. A. Rep. 8, Loc. 35823, Bl. 35.
  6. Weck, S. 529.
  7. S. 529.
  8. Chronologische Geschichte der großen Wasserfluthen des Elbstromes, S. 55.
  9. Gem. A. Steuercataster ohne Bezeichnung.