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Flecken vnd Dorffe (also auch in Plauen) durch eine sondere glock geleutet, dadurch das gemeyne volgk zu vorbitt kegen Gott ermanet vnd erinnert werde, seinen gefaßten zorn fallen zu lassen vnd den christgleubigen menschen kegen dem Türken Glück, Sieg vnd vberwindung gnediglich zu uerleihen". Die Sitte des Mittagslautens hat sich seit jener Zeit bei uns in Stadt und Land erhalten, obgleich die Furcht vor den Türken längst geschwunden ist. - Aus dem Jahre 1538 ist wieder eine Weißritzflut[1] zu verzeichnen, die, obgleich nur einen Tag, nämlich den 20. Mai dauernd, doch manchen, freilich nicht näher bezeichneten Schaden anrichtete. - Die im Jahre 1539 in unserm Lande erfolgte Einführung der Reformation wurde für Plauen nicht nur dadurch bedeutungsvoll, daß sie die bisherigen kirchlichen Verhältnisse des Ortes in verschiedener Beziehung umgestaltete, sondern auch dessen Einpfarrung nach der Bartholomäuskirche in Dresden veranlaßte[2]. Dieses Verhältniß wurde erst im Jahre 1563 gelöst[3], und Plauen erhielt wieder seinen früheren Rang als selbstständiges Kirchdorf.

Nicht unerwähnt darf in der Geschichte des hiesigen Ortes das Jahr 1542 bleiben, weil in demselben die erste Anlage der Wasserleitung aus der Weißritz nach Dresden erfolgte. Zwar behauptet Schiffner[4], die Dresdner Röhrwasserleitungen aus Plauen seien durch Wierandt Vogt bereits seit 1521 entstanden, doch wird sofort klar, daß dies ein Irrthum ist, wenn man erfährt, daß die genannte Persönlichkeit in den Acten des Kgl. Hauptstaatsarchivs überhaupt zum ersten Male erst 1541 Erwähnung findet[5], also vorher unmöglich in sächsischen Diensten stehen und in Dresden und seiner Umgegend thätig sein konnte. Richtig ist an Schiffners Angabe nur, daß dem genannten Wierandt Vogt (richtiger Heinrich Casper Vogt von Wierandt)[6], welchen Herzog Moritz 1545 zum Oberzeug- und Baumeister über den Festungsbau zu Neu- und Altdresden und Pirna ernannte[7], die erste Anlage der Röhrwasserleitung von Plauen aus zugeschrieben werden muß, denn nachweislich ließ er 1542 nach erhaltener landesherrlicher Genehmigung auf eigene Kosten das Wasser der Weißritz im hiesigen Orte fassen und bis in das auf dem Altmarkt in Dresden bei der Marienapotheke erbaute Wasserhaus leiten, wo es zur Vertheilung gelangte[8]. Da die getroffene Einrichtung einem wirklichen Bedürfnisse entgegenkam, wurden in der Folge weitere Röhrleitungen angelegt, und zwar ebensowohl für den Hof als für Privatpersonen. So ertheilte Kurfürst Moritz unterm 29. März 1549 von Torgau aus die Erlaubniß, daß ein Consortium - die erste der sog. Wassergewerkschaften - bestehend

  1. Weck, S. 528.
  2. Böttger, Geschichte der Annenkirche S. 5.
  3. Ebenda S. 6. Dr. Dibelius, die Dresdner Annengemeinde S. 4.
  4. Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen, 2. Lieferung S. 195.
  5. Gurlitt, das Kgl. Schloß zu Dresden, S. 36.
  6. Ebenda S. 35.
  7. Ebenda S. 36.
  8. Weck, S. 19, Lindau, Band I, S. 514. Gurlitt, das Kgl. Schloß zu Dresden, S. 40. H. St. A. Cop. 221 Bl. 12.