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die Kirche, nicht nur wegen der vielen immer mehr zu Tage tretenden großen Mängel, sondern auch wegen eines Geschenkes von 6000 Mark, das der Hofmühlenbesitzer Bienert zur Anschaffung einer neuen Orgel gespendet hatte. Um durch den Renovationsbau nicht nur etwas Practisches, sondern zugleich etwas Schönes zu schaffen, wandte sich der hiesige Kirchenvorstand an den Verein für kirchliche Kunst, der in dankenswerther Bereitwilligkeit nicht nur Gutachten, Zeichnungen und Anschläge kostenfrei gewährte, sondern auch auf ausgesprochenen Wunsch der Gemeinde durch seinen Sachverständigen, Professor Arnold, den Bau leiten ließ. Dieser begann, nachdem noch einmal am Trinitatisfeste 1878 Gottesdienst in der Kirche gewesen war, am nächsten Tage, den 17. Juni, und wurde ohne Unfall im Laufe des Sommers zu Ende geführt, so daß das Gotteshaus, das rücksichtlich seines Innern sicherlich zu den schönsten Dorfkirchen unseres Landes zählt, den 4. Advent (22. December) des genannten Jahres in festlicher Weise eingeweiht werden konnte[1]. - Nicht weniger erfreut war die hiesige Gemeinde, als sie erfuhr, daß die am 22. Septbr. 1877 in Dresden verstorbene, und um unsern Ort hochverdiente frühere Einwohnerin desselben, Frau Amalie Wilhelmine verw. Heger, geb. Felix, in ihrem beim K. Bezirksgericht niedergelegten und am 2. October 1877 eröffneten Testamente ihr gesamtes Vermögen, von dem nach Abzug der ausgesetzten Legate 56135 Mark 86 Pf. verblieben, der Commun Plauen vermacht habe. Die Zinsen des beträchtlichen Vermächtnisses sollen zum größten Theile nach dem Willen der edlen Geberin zur Gründung einer Kinderbewahranstalt, mit der eventuell eine Kinderbeschäftungsanstalt zu verbinden wäre, verwendet werden[2] und steht deren Eröffnung nach Fertigstellung eines in diesem Jahre (1880) aufzuführenden Anstaltsgebäudes in sicherer Aussicht. -

Das in den letzten Jahrzehnten erfolgte schnelle Anwachsen der hiesigen Bevölkerung (1835 - 475, 1843 - 580, 1849 - 594, 1855 - 876, 1861 - 1017, 1867 - 1220, 1871 - 1684, 1875 - 2930[3], 1879 etwas über 4000 Einwohner), sowie die gegen sonst vielfach veränderten örtlichen Verhältnisse lassen es begreiflich erscheinen, daß die Leitung der Gemeindeangelegenheiten gegenwärtig keine leichte Aufgabe ist und einen ganzen Mann erfordert. Glücklicherweise besitzt unser Ort seit dem 1. Novbr. 1876 in Herrrn Großmann einen Vorstand, der mit anerkannt trefflichem Geschick und daher auch mit sichtlich erfreulichem Erfolge unter der Mitwirkung eines tüchtigen, seinen Pflichten gewachsenen Gemeinderathes für das Wohl und für eine gedeihliche Weiterentwicklung Plauens arbeitet. -

Wir sind am Ende unserer Darstellung. Ueberblickt man den ganzen geschilderten Zeitraum von 1206 bis zur Gegenwart, so muß

  1. Dresdner Anzeiger 1878, 10. Beilage zu Nr. 356 und 6. Beilage zu Nr. 385.
  2. Dresdner Anzeiger 1879, Nr. 57, S. 2.
  3. Nach Mittheilungen des statistischen Bureaus im K. Ministerium des Innern.