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(von Weitzmann, von Behr & Co., von Bossecker), sämtlich mit Dampfbetrieb, veranlaßt haben. -

Wir gehen wieder zurück und gedenken des Jahres 1872, das für Plauen eine sehr wohlthätige Neuerung brachte, nämlich die durch den Hofmühlenbesitzer Bienert bewirkte Einrichtung der Straßenbeleuchtung. Da der Bau der auf Löbtauer Flur stehenden Gasanstalt mehrfacher Hindernisse wegen nicht eher in Angriff genommen werden konnte, als im März 1874, so gab es im Orte vom 1. Septbr. 1872 zunächst Petroleum-, vom 19. October 1874 an jedoch Gasbeleuchtung[1]. Ebenfalls durch Bienert[2] erhielt Plauen 1875 eine Wasserleitung, deren officielle Eröffnung den 1. April 1876 stattfand, obgleich schon vorher an Privatpersonen Wasser abgegeben worden war[3]. Man sieht aus alledem, daß sich der hiesige Ort vielfach derselben Vorzüge erfreut, die die nahe Residenz besitzt. -

Nicht unwichtig war auch das Jahr 1874, weil am 9. December desselben der Plauische Ortsverein gegründet wurde, der seit seinem Bestehen die hiesigen Einwohner mit gutem Erfolg zur Theilnahme an den Gemeindeangelegenheiten anzuregen und die Interessen der Gemeinde zu wahren und zu fördern sich bemüht[4]. An Vereinen leidet Plauen übrigens keinen Mangel. Für gesellige Unterhaltung sorgt der Westendclub, der am 22. September 1873 ins Leben trat[5].

  1. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Theodor Bienert.
  2. Da Herr Bienert nicht nur in der Geschichte des sächsischen Mühlenwesens eine anerkannt bedeutende Rolle spielt, sondern namentlich auch für Plauen in mehrfacher, zum Theil schon angegebener Weise höchst segensreich gewirkt hat und noch wirkt, so dürften für viele Leser dieses Buches einige biographische Notizen über ihn sicher nicht ohne Interesse sein. B., 1813 den 21. Juli in Eschdorf bei Pillnitz als das älteste Kind eines Müllers geboren, unterstützte nach beendigter Schulzeit seine Mutter im Betriebe der vom Vater hinterlassenen Mühle, die er 1837 in Gemeinschaft mit einem jüngeren Bruder selbst übernahm. Die gedeihliche Entwickelung dieses Unternehmens trotz vielfacher Schwierigkeiten ermöglichte es, daß B. 1843 die älterliche Mühle ganz an den Bruder überlassen, sich selbst aber auf der Schillerstraße in Dresden ein zur Bäckerei passendes Grundstück erbauen konnte. Daneben betrieb er die Müllerei in einer erpachteten Mühle im Liebethaler Grunde und in einer von ihm erstandenen Mühle in Radeburg, bis er, beide aufgebend, am 1. Mai 1852 die hiesige Hofmühle pachtweise übernahm. Dieselbe wurde nun durch ihn nach und nach nicht nur wesentlich vergrößert, sondern auch mit den neuesten und vorzüglichsten Einrichtungen versehen, wobei B. alle die Erfahrungen zu statten kamen, die er 1852 auf einer großen Rundreise durch Belgien, Frankreich, die Schweiz, Oesterreich und Ungarn gesammelt hatte. Es würde hier zu weit führen, die großartigen Neuschöpfungen anzugeben, die B. in der am 1. Mai 1872 von ihm erkauften Hofmühle zur Anwendung brachte; nur das sei erwähnt, daß in derselben 1852 im Ganzen 8 Leute beschäftigt waren, während gegenwärtig in ihr außer 15 Comptoiristen 160 Arbeiter thätig sind. Möge B., dessen Verdienste um das sächsische Mühlenwesen durch Verleihung von Medaillen und Prämien mehrfach öffentlich anerkannt worden sind, und der sich durch Gottes Segen und eine rege Selbstthätigkeit aus bescheidenem Anfange so hoch aufgeschwungen hat, noch lange die Früchte seines Fleißes genießen!
  3. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 246. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Theodor Bienert.
  4. Siehe Statut des Ortsvereins.
  5. Mittheilung des Herrn Theodor Bienert.