Seite:Heft03VereinGeschichteDresden1880.pdf/172

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jahres an den Accisrath Starke[1]. Von nun an waren nur Privatpersonen Besitzer des großen Complexes, der zum großen Theile 1868 von einer Actiengesellschaft erworben wurde, in deren Händen er sich noch befindet. - Einige Jahre nach der zuletzt angegebenen Zeit, nämlich 1872 den 10. Januar entstand die Actienbierbrauereigesellschaft zum Lagerkeller, die das von 1845-48 von dem Braumeister Schulze in Dresden erbaute und schon mehrfach zu Restaurationszwecken verwendete Grundstück an der Ecke der Chemnitzer und der Reisewitzer Straße erwarb, und hier eine große Lagerbier-Brauerei errichtete[2], deren Fabrikat sich einer ebenso vielseitigen Anerkennung erfreut, als der Gerstensaft von Reisewitz. -

Für des Leibes Nahrung sorgen aber auch noch andere industrielle Etablissements, nämlich die schon an andern Orten erwähnten Mühlen. Die Hofmühle, von jeher eine der größten Mühlen Sachsens, erfuhr in ihren Betriebsverhältnissen eine Erweiterung, nachdem sie am 1. Mai 1872 durch Kauf vom 23. August desselben Jahres aus den Händen des Staates in den Besitz ihres Pächters Bienert übergegangen war[3]. Auf den 16 Mahlgängen werden bei normalem Betrieb täglich durchschnittlich 750 Ztr. Getreide vermahlen, doch läßt sich die Leistungsfähigkeit auf 900 Ztr. erhöhen. In 10 Backöfen, von denen 8 Tag und Nacht ununterbrochen in Thätigkeit sind, stellt man täglich 260 Ztr. Roggenbrot her. Besondere Erwähnung hierbei verdient die Thatsache, daß der Besitzer der Hofmühle, um das lästige Rauchen der großen Esse in Wegfall zu bringen, seit kurzer Zeit eine Gasfeuerungsanlage in Betrieb genommen hat. Da sich dieselbe bewährt, so soll die Gasfeuerung bei den 6 großen Maschinenöfen eingerichtet werden, und dürfte die hiesige Hofmühle dann wohl das erste und zunächst einzige Etablissement sein, welches eine solche Gasheizungsanlage besitzt. Neben der Mahlmühle und Brotbäckerei ist in einem 1818 errichteten Gebäude noch eine Oehlmühle mit 4 Gängen thätig[4] — Die ebenfalls zu Plauen gehörige Walkmühle, eine Mahl- aber auch Farbeholzmühle, arbeitet nur mit 6 Gängen. Sie wurde 1871 in Verbindung mit der auf Döltzschener Gebiet gelegenen Königsmühle in ein Actienunternehmen verwandelt, das den Namen „Dresdner Actienmühlen-Gesellschaft (E. Kittler)“ erhielt. Obgleich das Geschäft ziemlich vorwärts ging, beschloß doch eine ordentliche Generalversammlung im April 1876 einstimmig die Liquidation der Gesellschaft, worauf im Spätsommer 1878 auf der Basis des früheren Unternehmens ein neuer Actienverein unter der Firma „Dampfmühlen-Actien-Gesellschaft zu Dresden“ entstand[5]. - Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die auf Plauischer Flur befindlichen mächtigen Lehmlager die Errichtung von 3 großen Ziegeleien

  1. R. A. H. XVI 45, Bl. 51-54.
  2. Mittheilung des Hrn. Brauerei-Inspector Sputh.
  3. F. A. (Urkunde) K. Nr. 15, 557.
  4. Nach schriftlichen Mittheilungen des Hrn. Theodor Bienert.
  5. 4. Beilage zu Nr. 270 des Dresdner Anzeigers von 1878.