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im hiesigen Orte seinen Betrieb. Bereits 1848 in Wien gegründet, siedelte diese Fabrik 1868 nach Dresden und 1873 von da nach Plauen in das Grundstück Catasternummer 48e der Wasserstraße über, wo sie noch jetzt durch eine ziemlich bedeutende Zahl Arbeiter ihre Specialartikel in Waffeln, Zuckeroblaten und Hohlhippen in großen Quantitäten herstellen läßt[1]. Die eigenthümlichen, höchst wohlschmeckenden Backwaaren haben auf Ausstellungen wiederholt verdiente Anerkennung und daher auch vielfache Verbreitung gefunden. - Als Dritte im Bunde muß noch die 1868 in Dresden entstandene und ebenfalls 1873 nach Plauen in das Grundstück Nr. 5 der Wasserstraße übergesiedelte Nähmaschinenfabrik von Conrad Bügler erwähnt werden, die auch eine beträchtliche Anzahl Arbeiter beschäftigt und nicht nur Doppelsteppstichnähmaschinen (System Grover & Baker), sondern auch Strohhutnähmaschinen mit sichtbarem und mit unsichtbarem Stich, sowie patentirte selbstthätige Spulapparate für Nähmaschinen herstellt, und ihre als vorzüglich bekannten Fabrikate selbst über den Ocean versendet[2].

Bei Erwähnung der Industriestätten sei auch weiter derjenigen von ihnen gedacht, die das überall beliebte Lagerbier beschaffen. Da ist es zunächst die am 25. April 1868 entstandene Actienbierbrauerei zu Reisewitz[3], deren Restaurations- und Oeconomiegebäude noch zu Plauen gehören. Wie schon S. 24) erwähnt, befand sich das Reisewitz'sche Grundstück - so genannt nach dem Bergdirector Joh. Wratislaw v. Reisewitz, der es von 1702 bis zu seinem Tode 1709 besaß[4] - seit dem 16. Jahrhundert in Privathänden; 1692 den 12. Juli ging es jedoch in den Besitz des Kurfürsten Johann Georg IV. über[5], welcher es am 20. desselben Monats seiner Favoritin Sybilla v. Neitschütz schenkte[6]. Für diese wurde auch das noch jetzt stehende sog. Wasserschlößchen an der Hofmühlenbrücke erbaut, und der davor befindliche Garten noch prächtiger eingerichtet, als er schon bisher gewesen. Nach dem plötzlichen Tode der Besitzerin 1694 ließ August d. Starke das Grundstück von der kurf. Kammer zunächst einziehen, 1695 den 2. Febr. aber wieder verkaufen[7], und blieb es nun wieder in Privatbesitz, bis es im Juli 1719 von dem letzterwähnten Fürsten zu dem Behufe zurückerworben wurde, um die Dresdner Falknerei dahin zu verlegen[8]. Als dieselbe 1727 nach dem bei Großenhain gelegenen Kammergute Kalkreuth übersiedelte, schenkte August d. Starke das freigewordene Reisewitz'sche Grundstück unterm 6. Septbr. des genannten

  1. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Jäger.
  2. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Bügler.
  3. Dresdner Nachrichten Nr. 110 vom 19. April 1868.
  4. Ger. A. Kaufbuch Nr. 12, Bl. 381.
  5. H. St. A. Erhandlung des Börnerschen Gartens 1692, Loc. 9900, Bl. 3-6.
  6. Ger. A. Kaufbuch Nr. 12, Bl. 93-96.
  7. Ebenda Bl. 296, 297.
  8. H. St. A. Erhandlung des sog. Reisewitz'schen Gartens 1719, Loc. 24, Nr. 29, Bl. 9, 10.