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erhielt. Wegen des sich steigernden Verkehrs mußte sehr bald das Beamtenpersonal vermehrt und ein Landbriefträger angenommen werden, welch' letzterer auch die einbezirkten Orte Döltzschen, Naußlitz, Roßthal, Neunimptsch, Ober- und Niedergorbitz, Wölfnitz, Gompitz und Pennrich zu begehen hatte. Als 1876 in Gorbitz ein Postamt errichtet wurde, trennte man fast den ganzen Landbezirk von Plauen ab, bei welchem Orte, außer dem neu hinzugetretenen Dorfe Altcoschütz nur noch Döltzschen verblieben ist. Am 1. Novbr. 1874 trat auf Antrag der hiesigen Gemeinde eine mit der Postanstalt vereinigte Privattelegraphenstation ins Leben[1], deren Einrichtungskosten der Hofmühlenbesitzer Bienert trug[2] die aber schon im nächsten Jahre gegen Rückzahlung der Hälfte der Einrichtungskosten in den Besitz der Reichs-Telegraphen-Verwaltung überging[3]. Um zu zeigen, wie nothwendig Plauen einer Postanstalt und einer Telegraphenstation bedurfte, möge erwähnt sein, daß 1878 neben 94390 aufgegebenen Briefsendungen 109206 eingegangene dergl. zu verzeichnen sind; ferner, daß 7074 Packete und Geldsendungen hier eingingen und 6534 dergl. aufgegeben wurden, sowie schließlich, daß 810 aufgegebenen Telegrammen 1419 eingegangene dergleichen gegenüberstehen[4]. -

Das Jahr 1873, in welchem die hiesige Postanstalt ins Leben trat, war für Plauen auch noch in anderer Weise bedeutungsvoll. Zunächst begann damals die Thätigkeit der Actiengesellschaft „Dresdner Westend“, die sich am 4. Novbr. 1872 zu dem Zwecke constituirt hatte, um die Erwerbung, Bebauung und Veräußerung von Grundstücken in und um Dresden, besonders in dessen westlicher Umgebung, geschäftlich zu betreiben. Zur Erreichung ihres Zieles erwarb die Gesellschaft zunächst die Güter von Kobisch und von Rühle samt dem vormals Bellmann'schen Hofe, sowie mehrere links und rechts von der Chemnitzer Straße gelegene Grundstückscomplexe, darunter die Felder von Moses und Fiedler, ein Gesamtareal von über 250 Scheffeln oder über 2000000 □Ellen[5]. Das erkaufte Areal ward planvoll eingetheilt, und dann mit dem Bau von Straßen begonnen. Zunächst entstand auf dem vormals Rühl'schen Gartengrundstück das jetzt zahlreich besuchte Westendschlößchen, das die Gesellschaft sehr bald für 42500 Thlr. verkaufte[6]; ferner die zwischen der Kirche und der Coschützer Straße jetzt vorhandene Verbindungsstraße, die auf Wunsch der Westendgesellschaft durch Beschluß des Gemeinderathes vom 18. April 1874 den Namen Elisenstraße erhielt[7], sowie auch noch in demselben Jahre der untere, nach der Eisenbahn zu gelegene Theil der Bienertstraße[8],

  1. Manuscript: Beschreibung des Dorfes Plauen bei Dresden, im hiesigen Postamt. S. 8-11.
  2. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 234.
  3. Manuscript im Postamt S. 11.
  4. Schriftliche Mittheilungen des Postamtes Plauen.
  5. Prospect der Actiengesellschaft Dresdner Westend.
  6. Erster Rechenschaftsbericht über die Actiengesellschaft Dresdner Westend, Seite 3.
  7. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 236.
  8. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 225.