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aus, welches das Hauptgebäude bis auf die Umfassungsmauern einäscherte und das Triebwerk vollständig zerstörte. Daß die in der Mühle wohnenden Leute sich zu retten vermochten, war der Ehefrau des dort thätigen Geschäftsführers zu verdanken, die durch den entstandenen Ranch noch rechtzeitig erwachte und Lärm machte[1]. - Ein anderer Unfall ereignete sich am 10. März 1869. An dem erwähnten Tage gegen Abend begab sich der Handarbeiter Rietscher auf den Boden einer zur Hofmühle gehörigen Scheune, um dort Strohseile zu fertigen. Aus Versehen kam er der Oeffnung zu nahe, stürzte durch dieselbe hinunter und verletzte sich dadurch so bedeutend, daß er in Folge dessen am 24. Juli im Stadtkrankenhause zu Dresden starb[2]. - Ebenfalls durch eigene Unvorsichtigkeit kam in Plauen am 10. Juni 1870 der einige 50 Jahre alte Expedient Röber ums Leben, indem er, als er am Felsenabhange beim Hohen Stein einige Blumen pflücken wollte, ausglitt und rettungslos ins Flußbett der Weißritz hinabrollte. Da der beklagenswerthe Mann im furchtbaren Falle mehrmals auf den Felsen aufgeschlagen war, und schließlich den Halsring gebrochen hatte, so konnte man ihn nur als Leiche aufheben[3]. - Auch im nächsten Jahre (1871) brachte hier ein Unglücksfall einem Menschen den Tod. Ein am 27. Octbr. aus Burgk kommender Kohlenfuhrmann wollte, nachdem er in Plauen das Chausseegeld bezahlt, auf seinen schwer beladenen Wagen steigen, rutschte aber von der Deichsel, auf welche er getreten war, ab und fiel so unglücklich, daß ihm die Räder über Brust und Beine weggingen, und er als todt vom Platze getragen werden mußte[4]. -

Aus dem Jahre 1869 bleibt noch ein für die hiesige Gemeinde erfreuliches Ereigniß zu erwähnen übrig, die Stiftung eines namhaften Legates. Die am 10. März des genannten Jahres in Kötzschenbroda verstorbene Frau Johanne Christiane Dietrich, geb. Henker, Wittwe eines vormaligen hiesigen Gutsbesitzers, hatte der Armenkasse in Plauen 500, der Kirche 200 und der Schule daselbst ebenfalls 200 Thlr. vermacht, welche Beträge von den Universalerben den 20. Septbr. an die erwähnte Commun ausgezahlt wurden[5].

Ein anderes Legat fiel ihr zu, als am 17. Januar 1873 der hiesige Hausbesitzer Johann Gottlieb Sperling starb, der in seinem den 29. Novbr. 1866 errichteten Testamente der Gemeinde 500 Thlr. mit der Bestimmung ausgesetzt hatte, daß an seinem Sterbetage die Jahreszinsen an 10 alte, arme, würdige Einwohner unseres Dorfes nach Wahl des Ortspfarrers vertheilt werden sollen[6]. -

Die größeren Güter in Plauen waren im Laufe der Jahre vielfach zerstückelt worden, was eine Verminderung in der Zahl der Begüterten

  1. Dresdner Journal 1868, Nr. 131, S. 685.
  2. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 191.
  3. Sächsische Dorfzeitung 1870, Nr. 45, S. 6.
  4. Ebenda, 1871, Nr. 85, S. 4.
  5. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 192. - Sächs. Dorfzeitung 1869, Nr. 79, 2. Beilage.
  6. Gem. A. Gemeindebuch, Bl. 223.